Die Gemeinde Landquart: Paradebeispiel für energieeffiziente Holzverarbeitung
Nicht nur bezüglich der effizienten Holzverarbeitung nimmt die Bündner Gemeinde Landquart eine Vorbildfunktion in Energie- und Klimafragen ein. Als erste Gemeinde der Schweiz startet sie nun ein Förderprogramm für Bauten aus lokalen Holz-Ressourcen.
Die Gemeinde Landquart: Paradebeispiel für energieeffiziente Holzverarbeitung
Nicht nur bezüglich der effizienten Holzverarbeitung nimmt die Bündner Gemeinde Landquart eine Vorbildfunktion in Energie- und Klimafragen ein. Als erste Gemeinde der Schweiz startet sie nun ein Förderprogramm für Bauten aus lokalen Holz-Ressourcen.
Gebäude verursachen einen grossen Teil unserer Treibhausgase. Nicht nur der Betrieb schlägt zu Buche, sondern auch die Treibhausgasemissionen aus der Herstellung und Entsorgung von Baustoffen sind bedeutend. Damit das «Netto-Null-Ziel» erreicht wird, müssen die CO2-Emissionen reduziert und idealerweise auch wieder gebunden werden.
Als Baustoff bietet Holz die Möglichkeit, das CO2 aus der Atmosphäre zu entziehen und vorübergehend in den Gebäuden zu «parkieren». So bindet 1 Tonne trockenes Holz rund 1.85 Tonnen CO2-Äquivalente.
Zusätzlich verursacht Holz bereits beim Bauen weniger CO2 als zum Beispiel Stahlbeton. Lokal gewonnenes und verarbeitetes Holz senkt zudem die Emissionen aus dem Transport und stärkt die lokale Wertschöpfung. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt BAFU wächst im Schweizer Wald immer noch deutlich mehr Holz nach als genutzt wird.
Dennoch wird ein hoher Anteil der Holzprodukte für den Bau importiert; der Anteil an Schweizer Holz auf den Baustellen ist aktuell nur 30 %. Dies hat damit zu tun, dass die Importware auf dem Schweizer Markt oft billiger angeboten werden als die Schweizer Produkte. Es wäre es ein unwesentlicher Preisunterschied, betrachtet man die gesamte Bausumme und den ökologischen wie sozialen Mehrwert, der durch den Einsatz von Schweizer Holz entsteht.
Landquart als Pionierin
Die Gemeinde Landquart setzt sich seit über zehn Jahren für eine nachhaltige Klima- und Energiepolitik ein und will eine Vorbildfunktion übernehmen. So hat sie sich bereits im März 2020 dem Netto-Null-Ziel bis 2050 verschrieben. Als eine der ersten Gemeinden der Schweiz hat Landquart die Klima- und Energie-Charta ratifiziert und mit ihrem Energierichtplan 2020 die Weichen für eine erneuerbare Zukunft gestellt.
Mit ihrem neuen Energiegesetz ermöglichte die Gemeinde ein innovatives und grosszügiges Förderprogramm. Zentral bei allen Vorhaben ist immer der Fokus auf lokale Ressourcen, sei dies nun in der Energieversorgung oder in der Materialverwendung.
Mit Holz CO2 «parkieren»
Als erste Gemeinde der Schweiz fördert Landquart deshalb Holz als Kohlenstoff-bindenden Baustoff. Basierend auf dem Konzept «CO2Park» von Roman Gabathuler, Architekt für Holzbau und Mitglied der Energiekommission Landquart, hat die Gemeinde ein entsprechendes Programm entwickelt.
Für eine unbürokratische Abwicklung der Förderung wurde der Vollzugsprozess zusammen mit dem CO2-Institut, und den lokalen und nationalen Holzlabels Bergmondholz, Graubünden Holz und Schweizer Holz aufgegleist. Für jede, durch Holz verbaute, Tonne CO2-Äquivalente erhält die Bauherrschaft einen Förderbeitrag von 85 Schweizer Franken.
Wie viele Tonnen verbaut werden, können auf dem Prognoserechner des CO2-Institutes – einer Initiative der Wald- und Holzwirtschaft – ermittelt werden. Ist das Holz zusätzlich mit Schweizer Holz, Graubünden Holz oder Bergmondholz zertifiziert, gilt ein Zusatzfaktor von bis zu 250%. So wird auch die Regionalität belohnt und die graue Energie für die Herstellung des Baustoffes Holz minimiert.
Das Thema Holz als CO2-speichernder Baustoff wird auch auf nationaler Ebene immer wichtiger – so z.B. beim Schweizer Baustandard Minergie.
Für das Minergie-Zertifikat sind seit 2017 fossile Heizungen untersagt, die Gebäude sind im Betrieb entsprechend CO2-frei. Neu wird Minergie per 1. Januar 2022 darüber hinaus für alle Minergie-Neubauten, mittels eines neuen, einfachen Verfahrens, den Nachweis des verbauten CO2 in Gebäuden verlangen. Hierfür gibt es ein extra entwickeltes Planungs-Tool zur Minimierung der Treibhausgasemissionen und Optimierung der Kohlenstoff-Speicherung.
Landquart geht mit gutem Beispiel voran
Die Gemeinde Landquart hat das Thema des nachhaltigen Bauens gleich selbst in der Praxis umgesetzt. Die neu eröffnete Dreifach-Sporthalle ist nach Minergie-P zertifiziert und es wurden 564 m³ Fichtenrundholz aus dem gemeindeeigenen Forst verbaut, das entspricht rund 180 Bäumen. Neben der Minergie-P-Zertifizierung erhält die Sporthalle auch das Label für die Speicherung von 200 Tonnen CO2-Äquivalente, für einen Teil des verbauten Holzes (275 m³ Holz). Als dritte Auszeichnung wurde durch den Nachweis der Verwendung lokaler Ressourcen das Label Schweizer Holz vergeben. Darüber hinaus kann die Sporthalle mit weiteren nachhaltigen Details wie zum Beispiel verbautem Ziegel aus Landquarter Produktion oder einer grossen Photovoltaikanlage auf dem Dach glänzen.
Turnhalle aus Holz
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