Dieter Engeli: "Mein Beispiel zeigt ja, dass es immer möglich ist, etwas Neues zu lernen."

«Es ist immer möglich, etwas Neues zu lernen»

Vom Elektriker über Feuerungsfachmann zum Gebäudetechniker: Dieter Engeli hat schon einige Berufswechsel und Weiterbildungen hinter sich. Immer begleitet hat ihn dabei das Interesse an der Technik und sein handwerkliches Geschick. Heute arbeitet der 48-Jährige als Projektleiter Gebäudetechnik mit eidgenössischem Fachausweis bei der Stadt Winterthur. In dieser Funktion betreut er die technischen Anlagen in über 500 städtischen Liegenschaften.


Interview: Béatrice Koch, Fotos: Ethan Oelman


Wir treffen Dieter Engeli im Primarschulhaus Rebwiesen in Winterthur. In den Klassenzimmern ist es ruhig, die Schülerinnen und Schüler sind noch nicht aus ihren Sommerferien zurückgekehrt. Umso mehr Betrieb herrscht im Untergeschoss: Die alte Öl-/Gasheizung wird entfernt und die Schulanlage stattdessen ans städtische Fernwärmenetz angeschlossen. Dieses Projekt hat Dieter Engeli nicht selbst organisiert, als Projektleiter Gebäudetechnik bei der Stadt Winterthur wird er aber nach Abschluss der Arbeiten die Abnahme der Heizungsanlage vornehmen und für deren Unterhalt zuständig sein. Der Heizungsersatz ist jedoch nicht der einzige Grund, weshalb Dieter Engeli in diesem Sommer regelmässig im Schulhaus Rebwiesen anzutreffen ist: Da im Superblock, dem Sitz der Winterthurer Stadtverwaltung, Umbauarbeiten stattfinden, weicht er zeitweise ins Büro des Schulhauswarts aus. In den 15 Jahren, die er bereits bei der Stadt arbeitet, hat er sämtliche 100 Winterthurer Schulhäuser und Kindergärten kennengelernt – vor allem das Untergeschoss, wo sich die technischen Anlagen befinden.

Dieter Engeli, Sie haben nach der Schulzeit eine Elektrikerlehre absolviert. Warum haben Sie damals diesen Beruf gewählt?

Dieter Engeli: Zum einen hat es mich schon immer interessiert, wie die Technik dahinter funktioniert, also die Frage, warum das Licht angeht, wenn ich den Schalter drücke. Zum anderen hat mein älterer Bruder ebenfalls Elektriker gelernt, durch ihn hatte ich schon eine Vorstellung vom Beruf. Das war keine schwierige Entscheidung für mich.

Warum sind Sie nicht in diesem Beruf geblieben?

Nach der Lehre arbeitete ich über drei Jahre als Elektriker. Ich hatte mir eine Weiterbildung auf diesem Gebiet überlegt, mich dann aber dagegen entschieden. Mein Bruder legte die Elektrokontrolleurprüfung ab, und ich bekam mit, wie viel Stress das bedeutet. Das wollte ich mir nicht antun. Also hängte ich den Beruf an den Nagel und bewarb mich stattdessen bei der Firma Elcotherm (damals Brennwald) als Servicetechniker für Gasfeuerungen. Diese Arbeit übte ich acht Jahre lang mit Begeisterung aus. In dieser Zeit liess ich mich an der Schweizerischen Technischen Fachschule Winterthur (STFW) zum Feuerungsfachmann ausbilden. Das war eine strenge Ausbildung, es gab für mich viel zu lernen.

Sie sagen, Sie waren mit Begeisterung Servicetechniker. Dennoch kam es wieder zu einem Berufswechsel?

Ich war acht Jahre im Aussendienst und habe dabei pro Jahr etwa 50’000 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt. Davon hatte ich irgendwann genug. Dazu kam der Pikettdienst, mit Arbeitseinsätzen auch am Abend und an den Wochenenden. So wollte ich nicht bis zu meiner Pensionierung weitermachen. Also besuchte ich während eines Jahres berufsbegleitend die Handelsschule, da war ich um die 30. Das war mein Einstieg ins «Kaufmännische». Die Ausbildung zum Wirtschaftsfachmann hängte ich gleich an. Mein Ziel war ursprünglich ein Abschluss als technischer Kaufmann, dafür reichten aber meine Noten nicht ganz aus. Stattdessen absolvierte ich noch eine Weiterbildung zum Personalfachassistenten. Bei der Elcotherm konnte ich noch ein Jahr als Disponent arbeiten. Schliesslich ergab sich die Gelegenheit, bei der Stadt Winterthur als Sachbearbeiter Gebäudetechnik anzufangen.

Lassen Sie mich raten: Das zog erneut eine Weiterbildung nach sich.

Zunächst nicht. Erfahrungen als Elektriker und Feuerungsfachmann brachte ich mit, und in den Bereichen Sanitär und Lüftung habe ich mich durchgefragt – «learning by doing». Erst 2022 habe ich die Weiterbildung zum Projektleiter Gebäudetechnik bei der STFW begonnen und Ende 2023 mit der eidgenössischen Prüfung erfolgreich abgeschlossen. Das war eine strenge und intensive Zeit. Die letzte Weiterbildung lag schon ein paar Jahre zurück, und es war eine ziemliche Umstellung, wieder in die Schule zu gehen und nach Feierabend und am Wochenende noch lernen zu müssen. Ausserdem habe ich nun zwei Kinder im Primarschulalter. Familie, Beruf und Schule unter einen Hut zu bringen – es ist schon eine Herausforderung. Zum Glück konnte ich mit anderen Kursteilnehmenden eine Lerngruppe bilden. Wir haben uns während der Lernphase jeden Samstag getroffen und sind Fach für Fach durchgegangen. Ich war der Älteste, das hat mich aber nicht gestört. Dass ich von meinen früheren Tätigkeiten schon einen ziemlich grossen fachlichen Rucksack mitgebracht habe, war mir bei dieser Weiterbildung hilfreich. Meine Hobbys – ich fahre gerne Velo oder Töff oder bin mit dem Stand-up-Paddle auf dem Rhein – kamen in dieser Zeit aber sicher zu kurz.

 

Sie arbeiten bereits seit 15 Jahren bei der Stadt Winterthur in der Abteilung Gebäudetechnik und hatten schon kleine Projekte geführt. Hätte es die Weiterbildung überhaupt gebraucht?

Im praktischen Alltag hat sich tatsächlich nicht so viel verändert, ausser dass ich jetzt auch grössere Projekte übernehmen darf – und mehr verdiene. Aber die Weiterbildung hat mir vor allem die Theorie nähergebracht. Ich habe zum Beispiel viele Fachausdrücke gelernt, die ich als Quereinsteiger noch nicht kannte. Und die Weiterbildung hat mir geholfen, gewisse Abläufe besser zu verstehen. Früher rapportierte ich Sitzungen, weil es mein Chef es so wollte. Heute sehe ich selbst den Sinn dahinter.

Sie haben schon einige Berufserfahrung gesammelt – was würden Sie jungen Berufseinsteigern raten?

Dass sie eine Lehre wählen sollen, die ihnen Spass macht. Und dass sie auf ihrem beruflichen Weg nicht stehenbleiben sollen. Mein Beispiel zeigt ja, dass es immer möglich ist, etwas Neues zu lernen, sei es als Quereinsteiger «on the job» oder in einer Weiterbildung. Das geht auch, wenn man wie ich schon etwas älter ist und eine Familie hat.

Haben Sie die nächste Weiterbildung schon in Aussicht?

Ich bin immer offen für Neues. Aber in nächster Zukunft ist nichts geplant. Jetzt haben erst einmal Projekte im eigenen Haus Vorrang, etwa der Einbau einer Wärmepumpe.

Bildungsinstitut

STFW – Schweizerische Technische Fachschule Winterthur

ProjektleiterIn Gebäudetechnik
mit eidg. Fachausweis

www.stfw.ch/GPGT

Ablauf

Kurstage: Montag (jeweils 08.05 bis 16.55 Uhr) & Samstag (08.05 bis 14.50 Uhr)

Dauer des Lehrgangs: 2 Semester
(ohne Prüfung zum eidg. Fachausweis gerechnet)

Die 7 Module werden an der STFW mit einer Modulprüfung abgeschlossen: Projektmanagement, Rechtsanwendung, Projektfinanzen, Teammanagement, Personalführung, Arbeitssicherheit und Normen der Gebäudetechnik

Vorkurse zu den Lehrgängen (s. Website)

Erworbene Qualifikation

Mit dem erfolgreichen Abschluss sind ProjektleiterInnen Gebäudetechnik befähigt, selbstständig tätig zu sein oder in ausführenden und planenden Unternehmen der Gebäudetechnikbranche zu arbeiten. Auf der Baustelle übernehmen Projektleitende Gebäudetechnik die Koordination und die Kommunikation zwischen den Architekturbüros, den Bauherren und den Handwerkern.

Kontaktaufnahme

beratung@stfw.ch, Tel. 052 260 28 01

Standort STFW
Schlossstalstr. 95-139,
8408 Winterthur

Tel. 052 260 28 00