Antonino Incognito, gelernter Sanitärinstallateur, lebt aktiv die Transformation seines Arbeitgebers vom behäbigen städtischen Gasversorger zu einem marktnahen Energie- und Wasserversorgungsunternehmen mit. Dank mehreren Weiterbildungen berät er als Projektleiter Wärme bei SH-Power Kunden zu allen Fragen rund um Wärmepumpen in Bestandsbauten und ist inzwischen als FWS-Fachpartner zertifiziert.


Interview: Manuel Fischer, Fotos: Ethan Oelman


Sie besuchten das Modul 7 der FWS-Weiterbildung zum Thema «Wärmepumpe und Heizkörper». Was motivierte Sie zu diesem Schritt?

Antonino Incognito: Wie Sie sicherlich wissen, sind Gasversorger zunehmend mit sinkender Gasnachfrage konfrontiert. Deshalb musste SH-Power alternative Geschäftsfelder finden und so bin ich auf das Thema Wärmepumpen gestossen. Zu Beginn, als ich mich damit beschäftigte, hiess es oft: ‹Wärmepumpen funktionieren mit Radiatoren nicht, da sie nur für Niedertemperatur geeignet sind.› Aber wir haben das ausprobiert – und es funktioniert auch in vielen älteren Liegenschaften. Diese Erfahrungen haben mich motiviert, unser Know-how in diesem Bereich weiter auszubauen. Vor allem wollte ich den Kunden vermitteln, dass sie keine Angst vor der Umstellung haben müssen.

Der Vorbehalt, dass ältere Wärmepumpenmodelle möglicherweise ineffizient werden, ist ja nicht ganz unbegründet; besonders wenn man die Erwartung hegt, dass die Maschinen hohe Vorlauf- Temperaturen von bis zu 70 Grad Celsius bedienen sollen.

Das stimmt, aber man sollte Wärmepumpen gar nicht auf 70 Grad ‹hochjagen›. Wir zielen bei Radiatoren auf eine maximale Vorlauftemperatur von 50 Grad, selbst bei extremen Bedingungen wie minus sieben Grad Aussentemperatur. Natürlich sieht es bei schlecht gedämmten Altbauten anders aus. Für Gebäude aus den 1950er Jahren oder älter sollte man erst Massnahmen wie Dach- oder Fassadendämmung ins Auge fassen, bevor man an die Installation einer Wärmepumpen denkt.

Schaffhausen ist im Kern eine Stadt mit Mehrfamilienhäusern und Bürogebäuden. Für solche grösseren Objekte benötigt man Wärmepumpen höherer Leistungsklassen. Wie gehen Sie da vor?

Hier schneiden wir ein anderes Thema an, nämlich die Kombination der künftigen Wärmeversorgung mit Wärmepumpen und Fernwärmenetzen. Wir von SH-Power haben selbst ein Fernwärmenetz aufgebaut – ein spannendes Projekt für unsere Stadt; als Hauptenergielieferant betreiben wir eine 1-Megawatt-Grundwasserwärmepumpe. Zur Spitzenlastabdeckung nutzen wir noch Erdgas. Im innerstädtischen Gebiet ist eine zentrale Lösung wie unser Fernwärmenetz effizienter und sinnvoller. Der Bau solcher thermischer Netze boomt gerade, auch private Unternehmen steigen nun in dieses Geschäft ein. In peripheren Wohnquartieren machen nachträgliche Ausrüstungen von Häusern mit Wärmepumpen aber Sinn. Ich selbst habe zuhause eine eingebaut.

Das ist ökologisch sinnvoll und sie brauchen keine fossilen Brennstoffe mehr einzukaufen.

Genau; wobei es mir manchmal noch etwas schwer fällt, da ich beruflich schon früh mit der Erdgasversorgung in Kontakt gekommen war.

Antonino Incognito
Antonino Incognito: «Wir sind als Abteilung wie eine eigene Firma innerhalb unseres Unternehmens. ir beraten, installieren und machen den Service.»

Das bringt uns zu Ihrem beruflichen Werdegang. Können Sie uns diesen kurz schildern?

Meine berufliche Laufbahn begann mit einer abgeschlossenen Lehre als Sanitärinstallateur. Nach ein paar Jahren im Beruf wechselte ich 2004 zur Schaffhauser Wasser- und Gasversorgung, wo ich als Servicetechniker für Gasgeräte tätig war. Damals habe ich mich zum Feuerungsfachmann für Gas weitergebildet. Es folgten viele weitere Schulungen, z. B. auch für Kontrolltätigkeiten. Aber mit dem Rückgang der Gasnachfrage musste ich mich umorientieren. Man kann entweder an alten Technologien festhalten oder sich neuen Themen öffnen – ich habe mich für Letzteres entschieden und angefangen, mich intensiver mit Wärmepumpen zu beschäftigen.

Was meinen Sie mit «intensiver beschäftigen»?

Nun, es war ein Lernprozess. Viele Kunden hatten Fragen: «Wie funktioniert das?», «Wie hoch sind die Einsparungen?», «Was bringt mir eine Wärmepumpe im Vergleich zu Gas?» Am Anfang wusste ich darauf nicht immer eine klare Antwort. Ich wollte verstehen, wie Wärmepumpen funktionieren und wie ich dieses Wissen an die Kunden weitergeben kann. Es war mir klar geworden, dass ich mir ein solides Grundwissen aneignen muss, um glaubwürdig Fachliches zu vermitteln.

Und so sind Sie beim Kursangebot der FWS gelandet.

Ich startete mit Modul 1; ein Einführungskurs mit der Frage «Was ist überhaupt eine Wärmepumpe?» Ich habe alle Lehreinheiten bis zu Modul 6 besucht, einschliesslich zum Wärmepumpen-Systemmodul und habe anschliessend die Prüfung zum Fachpartner FWS abgelegt.

Wie beurteilen Sie die Vermittlung der Inhalte?

Modul 7 war sehr informativ und verständlich, aber man ging teilweise sehr ins Detail. Es ist sicherlich eine Herausforderung, das richtige Mass der Vermittlung zu finden, denn die Leute kommen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen in die Kurse – Planer, Installateure, Leute aus der Beratung. Ich meine, nicht jedes technische Detail über die exakte Dimensionierung und Auslegung eines Radiators wissen zu müssen. Bei mir als Projektleiter im Bereich Wärme geht es in erster Linie darum, die Kunden umfassend zu beraten. Ich muss bei Besuchen schnell entscheiden, welche Massnahmen machbar sind und welche nicht. Wenn ein Haus eine vertiefte Analyse braucht, dann lassen wir über einen Energieberater einen GEAK (Gebäudeenergieausweis der Kantone; Anm. d. Red.) ausstellen.

Die Berechnung von Norm-Massenströmen und die rechnerische Bestimmung von Übertemperaturen von Heizkörpern bestimmen also nicht so sehr ihren beruflichen Alltag?

Wir arbeiten mehr auf Basis von Erfahrung. Die meisten Kunden haben eine bestehende Heizung. Wenn ein Interessent sagt: «Ich habe Radiatoren und möchte eine Wärmepumpe, aber ich weiss nicht, ob das funktioniert», dann reduzieren wir erst einmal die Vorlauftemperatur der bestehenden Gas- oder Ölheizung auf das Niveau, das eine Wärmepumpe erreichen würde. Dann lassen wir die Heizung ein bis zwei Monate laufen. Wenn der Kunde meldet: «Ja, das funktioniert», wissen wir, dass die vorhandenen Radiatoren ausreichen.

Und wenn es nicht funktioniert?

Dann analysieren wir die Situation: Welches Zimmer wird nicht richtig warm? Vielleicht muss man einen zusätzlichen oder grösseren Radiator installieren. Wir setzen pragmatische Lösungen um. Aber mein Kollege im Team ist ausgebildeter Heizungsplaner, der Planungsarbeiten übernehmen kann, dort wo es nötig ist.

Die vertiefte Schulung half aber, selbstsicher zu argumentieren?

Genau. Denn ohne gute Beratung läuft nichts. Ich muss Überzeugungsarbeit leisten, auch im Geschäftsinteresse, damit wir Projekte im Interesse der Kunden umsetzen können.

Das heisst: SH-Power als kommunaler Energieversorger verkauft auch Wärmepumpen?

Ja, wir machen alles von A bis Z. Wir sind als Abteilung wie eine eigene Firma innerhalb unseres Unternehmens aktiv. Wir beraten, installieren und machen auch den Service – mit Ausnahme grösserer Reparaturen.

Wie beurteilen Sie das FWS-Schulungsangebot insgesamt?

Sehr gut. Ich hätte die Prüfung zum Fachpartner nicht gemacht, wenn ich kein gutes Gefühl dabei gehabt hätte. Die Prüfung ist nicht obligatorisch, aber man wird ins Verzeichnis als FWS-Fachpartner aufgenommen, so dass die Kunden sehen, dass man qualifiziert ist.

Wir zielen bei Radiatoren auf eine maximale Vorlauftemperatur von 50 Grad.
A. Incognito: «Wir zielen bei Radiatoren auf eine maximale Vorlauftemperatur von 50 Grad.»

Bildungsanbieter

Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz

Das non-formale Weiterbildungsangebot der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz besteht aus mehreren konsekutiv zu besuchenden Modulen begrenzter Zeitdauer; in der Regel 8 Lektionen à 50 Minuten. Ausserdem können Kurse zu Spezialthemen in Zusammenarbeit mit anderen Instituten besucht werden, wie beispielsweise zur Energiespeicherung oder zur Anbindung von Geothermiesonden.

Die Kursanmeldung erfolgt grundsätzlich online. Unter https://www.fws.ch/fws-kursangebot/ sind in Kacheln der Inhalt der einzelnen Module kurz erklärt. Die aktuellen Kurse sind nachfolgend in Listenform mit Angabe zu den Terminen und zum Schulungsort publiziert. Die angemeldeten Teilnehmer/innen erhalten circa nach 10 Arbeitstagen vor Kursdatum per E-Mail eine Kurseinladung (resp. eine Absage mangels Anmeldungen).

Weitere Detailinformationen unter:

FWS-Kursangebot

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