Marktmonitoring zu Energieholz kommt
Die aktuelle Nutzung von Energieholz lässt sich um rund einen Drittel erhöhen. Doch die sich belebende Nachfrage nach Energieholz löst den Bedarf nach vorausschauender Planung aus. Die Branche will mit einem Markt-Monitoring mehr Übersicht zu allen Energieholz-Kategorien gewinnen.
Autor: Manuel Fischer
Noch ist Hochsommer. Doch der Sorgenbarometer steht bei vielen Hauseigentümern wie Immobilienbetreibern und Mietenden auf Hoch, angesichts der drohenden Energieversorgungskrise im kommenden Herbst und Winter. Holzenergie Schweiz nimmt die Gelegenheit wahr, für eine bewährte einheimische Energieform zu werben. Die jüngste Medienmitteilung ist pointiert formuliert: «Holzenergie Schweiz setzt sich seit Jahrzehnten für eine von Scheichs, Diktatoren und Autokraten unabhängige Energieversorgung ein.» Unser Land sei besser beraten, mit viel Kraft und Mitteln, in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu investieren. Viele Technologien seien zur Marktreife gelangt.
Anteil Holz am Wärmemarkt lässt sich steigern
Laut einem Strategiepapier von Holzenergie Schweiz lässt sich die aktuelle Energieholznutzung noch um rund einen Drittel erhöhen. Der Anteil der Holzenergie am schweizerischen Wärmeenergiemarkt würde dadurch von heute 12 auf etwa 16 Prozent steigen. Dazu kommt noch ein weiterer Effekt: Dank griffiger Programme zur Steigerung der Energieeffizienz sinkt der Energiebedarf der Gebäude in den nächsten Jahrzehnten. Die verfügbare Menge an Energieholz könnte einen noch deutlich höheren Anteil am Wärmemarkt erreichen.
Stückholz, Hackschnitzel, Pellets
Energieholz ist in drei Formen verfügbar, die ein sehr breites Einsatzspektrum erlauben:
- Stückholz in Form von Scheitern oder Spälten eignet sich für alle Formen der Wohnraumfeuerungen sowie für Stückholz-Zentralheizungskessel.
- Holzhackschnitzel kommen in Schnitzelfeuerungen zum Einsatz und eignen sich für die Beheizung grösserer Gebäude oder ganzer Wärmenetze.
- Pellets schliesslich sind der Brennstoff für die verschiedenen Kategorien der Pelletheizungen, von der Kleinanlage im Wohnraum bis zur Zentralheizung für Mehrfamilienhäuser.
Alle drei Formen des Energieholzes haben ihre Besonderheiten und Vorteile. Holzenergie Schweiz weist für das Jahr 2020 folgende Verteilung der genutzten Holzsortimente aus.
Nutzung 2021 von Energieholz nach Holzsortimenten |
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Stückholz |
Schnitzel |
Pellets |
1'103’238 |
4’085’076 |
656’430 |
Stark steigende Nachfrage
Das Bedürfnis nach Sicherheit und Zuverlässigkeit hat die Nachfrage nach Holzfeuerungen und Energieholz seit längerem und offenbar seit Russlands Krieg in der Ukraine ganz besonders stark ansteigen lassen. Das Angebot an Energieholz ist vorhanden, jedenfalls wenn man die Marktsituation auf nationaler Ebene betrachtet.
Holzenergie Schweiz setzt sich dafür ein, das jährlich zusätzlich vorhandene Energieholzpotential von 1,555 Mio. Kubikmeter (m3) möglichst rasch zu nutzen und damit die Nachfrage nach fossilen Energien und Strom zu drosseln. Damit könne Holz einen wichtigen Beitrag an die Versorgungssicherheit der Schweiz leisten.
Marktmonitoring für Energieholz
Mit der sich belebenden Nachfrage nach Energieholz in allen Sortimentstypen wird der Ruf in der Branche nach mehr Übersicht zur Marktsituation laut. Aus diesem Grund wurde die Organisation Holzenergie Schweiz von den Bundesämtern für Umwelt (BAFU) und Energie (BFE) beauftragt, ab August 2022 das Projekt «Monitoring Holzenergie in der Schweiz» durchzuführen. Im Rahmen dieses Projekts werden bis Mitte 2023 einerseits der aktuelle Stand der Nutzung, das Potenzial für weitere Nutzungen – auch feingegliedert nach Regionen – und die zukünftige Nachfrage aufgrund von künftigen Grossprojekten mit angeschlossener Wärme-Kraft-Kopplung und Wärmeverbünden eingeschätzt.
Pellets
Auch bei standardisierten Festbrennstoffen aus Holz wie Pellets zieht die Nachfrage merklich an. Der Verbrauch in der Schweiz überstieg 2021 mit 418'000 Tonnen (t) die einheimische Produktion von 324'000 t deutlich. Rund 80'000 t wurden aus Nachbarländern wie Deutschland, Österreich und Frankreich importiert. Je nach Witterungs-Szenario über die nächsten acht Jahre könnte die Nachfrage nach Pellets noch erheblich ansteigen. Aufgrund der Förderpolitik hat die Zahl der neu installierten Pelletheizungen 2021 gegenüber dem Vorjahr um über 40% zugenommen. In vielen europäischen Ländern ist derselbe Effekt beobachtbar. Zudem werden Pelletheizungen vermehrt auch im grösseren Leistungsbereich (wie Mehrfamilienhäuser, Wohnüberbauungen) installiert.
Hackschnitzel
Zurzeit liegen keine Hinweise vor, dass die kurzfristige Versorgung (Winter 2022/23) der automatischen Hackschnitzel-Heizungen (50 kW bis 10 MW Leistung) problematisch sein wird, da diese Anlagen in der Regel eine längere Vorlaufzeit benötigen. Allerdings sind für die mittlere Frist Massnahmen zu prüfen.
Altholz
Nicht selten wird Altholz einer thermischen Verwendung – etwa in der Form von getrockneten Hackschnitzeln – zugeführt. Dies ist zulässig, solange das Ausgangsmaterial unbehandelt ist und zuerst etwa in der Form von Zaunpfählen, Bohnenstangen und weiteren Gegenständen aus Massivholz im Garten oder in der Landwirtschaft Verwendung fand. Nur ein Teil des jährlichen Anfalls an Altholz wird in der Schweiz energetisch genutzt; der Rest wird ins Ausland exportiert und dort vorwiegend stofflich genutzt.
Holzbedarf von Grossprojekten
Als Gedankenexperiment: Der weitestgehende Ersatz fossiler Brennstoffe durch Energieholz wäre weder praktisch möglich, noch aus einer Gesamtbetrachtung umwelt- oder klimaverträglich und auch nicht zweckmässig. Der Energieholzverbrauch lässt sich nicht beliebig und schon gar nicht kurzfristig massiv steigern. Es gilt der Nachhaltigkeits-Grundsatz bzw. eine der wichtigsten Vorschriften des Waldgesetzes: «Jedes Jahr soll nur so viel Holz geerntet werden, wie gleichzeitig nachwächst.»
Aber innerhalb eines Jahrzehnts nahm der Anteil an Energieholz an der Holzernte (im m3 pro Jahr) gegenüber anderen Verwendungsarten (Stammholz, Industrieholz) prozentual zu (2012-22), so etwa im Kanton Aargau. Dennoch sind dem Wachstum auf regionaler oder lokaler Ebene Grenzen gesetzt. Man beachte die Aussage des Geschäftsführers der Aargauer Waldbesitzer, Theo Kern, gegenüber der Tagespresse: «Derzeit gibt es etwa doppelt so viele Projekte für Holzheizkraftwerke oder für CO2-Senkenanrechnungen des Waldes wie dieser überhaupt hergeben könnte.»
Es bleibt der Appell, neue Holzenergie-Grossprojekte sorgfältig und langfristig zu planen, damit sich die Anbieter und Lieferanten von Holzfeuerungen und Energieholz anpassen können.
Impressum
Textquelle: Holzenergie Schweiz
Bildquelle: Holzenergie Schweiz
Bearbeitung durch: Redaktion Phase 5
Informationen
Firma
holzenergie.ch
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