Übergabestationen sind zentrale Schnittstellen in Wärmenetzen – doch oft fehlt das nötige Wissen. GebäudeKlima Schweiz will das ändern und gründet eine neue Fachgruppe, die Fachleute zusammenbringt und praxistaugliche Lösungen entwickelt.


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Stephanie Herold prognostiziert den thermischen Netzen in der Schweiz ein grosses Wachstum. «Immerhin sind sie ein elementarer Bestandteil der Schweizer Energiestrategie zur CO2-Neutralität bis 2050», so die Leiterin des Kompetenz-Centers Fernwärme und Leittechnik bei Hoval. Inzwischen habe der Bund auch viele Hürden, die es zur Realisierung von Wärmeverbünden gab, aus dem Weg geräumt.

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Trotzdem bleibt die Realisierung komplex, auch weil viele Parteien involviert sind – von Gemeinden, Energieversorgern und Netzbauern über Planungs- und Installationsbetriebe bis hin zu den Endkunden. «Entsprechend viele Fragen und Anforderungen werden an uns als Hersteller und Lieferanten von Übergabestationen herangetragen», sagt Stephanie Herold.

Das war mit ein Grund, weshalb die Mitglieder von GebäudeKlima Schweiz (GKS), dem bedeutendsten Schweizer Hersteller- und Lieferantenverband der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, die Kompetenzen der Industrie in einer neuen Fachgruppe bündeln wollten. Solche Fachgruppen hat GKS bereits zu den Themenbereichen Brennwert Öl/Gas, Komfortlüftung, Wärmepumpen, Wärmeverteilung und Wassererwärmer.

«Sie bieten eine Plattform für den Wissensaustausch innerhalb der Industrie, aber auch mit Behörden, Verbänden oder dem Fachhandwerk», erklärt GKS-Geschäftsleiter Marco von Wyl.

Fachgruppe Übergabestationen nimmt Arbeit definitiv auf

GKS nahm das Anliegen auf und startete vergangenes Jahr testweise die Fachgruppe Übergabestationen. Rund 40 Teilnehmende tauschten sich an bisher vier Sitzungen aus, brachten Bedürfnisse ein und definierten gemeinsame Ziele. «Als zentrale Anliegen wurden unter anderem die Ausbildung der Serviceleute, die Auslegung von Normen oder Stellungnahmen bei Vernehmlassungen genannt», sagt Stephanie Herold, die den Vorsitz der Fachgruppe übernahm.

Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass der Informationsfluss – von den Energieversorgern über die Netzbauer bis zu den Planungs- und Installationsbetrieben – bisher nicht gesichert war, weil in der Mitte, bei den Übergabestationen, ein gemeinsamer Ansprechpartner fehlte. Die Übergabestation bildet eine sehr wichtige Schnittstelle zwischen Wärmenetz und dem Gebäude beziehungsweise den Wärmeverbrauchern.

«Dieser Austausch rund um das Thema Übergabestationen ist für die Hersteller und Lieferanten wichtig. Denn wir können noch so gute Anlagen bauen: Ohne die passenden Netz- und Anschlussbedingungen sowie das Wissen im Fachhandwerk geht es nicht.»

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Der Tenor war klar: Die Mehrheit der teilnehmenden GKS-Mitglieder sowie die Verbände Thermische Netze Schweiz (TNS), Suissetec und der Fachverband für Wasser, Gas und Wärme (SVGW) begrüssten die GKS-Initiative. «Deshalb hat der GKS-Vorstand beschlossen, dass die Fachgruppe Übergabestationen ihre Arbeit im Juni nun offiziell aufnimmt», bestätigt Marco von Wyl.

Ab dann wird die Fachgruppe nicht mehr als offene Veranstaltung, sondern wie die anderen Fachgruppen mit fixen Delegierten einzelner Mitglieder und Partnerverbände geführt. «Wer an einer Mitarbeit interessiert ist, kann sich aber natürlich weiterhin bei uns melden», so der GKS-Geschäftsleiter.

Hilfestellungen, Sensibilisierung, Aus- und Weiterbildung

Stephanie Herold freut sich, dass die Arbeit nun konkret wird. «Die Fachgruppe soll nicht einfach nur zum Mithören sein. Mir ist es wichtig, dass alle Teilnehmenden lösungsorientiert ihren Beitrag leisten.» Drei Sitzungen sind für das Jahr 2025 geplant.

Ganz oben auf der Traktandenliste stehen Hilfestellungen für Lieferanten, Planer und Installateure. «Wir möchten zum Beispiel ein Merkblatt für Warmwasserlösungen im Sanierungsbereich erarbeiten, damit das Fachhandwerk diese selbständig planen und ausführen kann», sagt Stephanie Herold. Dabei sei das Thema «Trinkwassershygiene» zentral. «Unsere Normen sind diesbezüglich streng, was Energieversorger und Netzbauer häufig übersehen. Deshalb wollen wir hier ebenfalls verstärkt für Verständnis werben.»

Als weiteres Thema hebt die Vorsitzende der Fachgruppe die Materialisierung der Übergabestationen hervor. Hier gibt es in den technischen Anschlussbedingungen (TAB) der einzelnen Energieversorger unterschiedliche Vorschriften. «Das macht es für uns als Hersteller und Lieferanten, aber auch für die ausführenden Betriebe sehr kompliziert. Gleichzeitig bedarf es eines Verständnisses von einzusetzenden Werkstoffen und Materialien. Gewisse Wärmeverbünde werden zum Beispiel mit konditioniertem Wasser betrieben, was den Einsatz von Buntmetallen ausschliesst.»

Langfristig strebt die Fachgruppe zudem gezielte Aus- und Weiterbildungsangebote an. Bei alledem, so betont GKS-Geschäftsleiter Marco von Wyl, wolle man eng mit den Partnerverbänden zusammenarbeiten. «In der Sache kommen wir nur gemeinsam voran. Das gilt für die Hersteller und Lieferanten von Übergabestationen ebenso wie für die verschiedenen Interessengruppen rund um thermische Netze.»

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