Maria Costantino: "In Zukunft werde ich öfters am Ort der Installation einer Anlage dabei sein. Ich freue mich darauf, zu sehen, wie eine Anlage, die ich am Computer entworfen habe, tatsächlich montiert wird."

«Ich war während der Schnupperlehre an einer Bausitzung»

Ein Flair für Physik, Freude am technischen Zeichnen und räumliches Vorstellungsvermögen sind Voraussetzungen für den Beruf des Kältesystem-Planers. Eine, die all dies mitbringt, ist Maria Costantino: Die 17-Jährige befindet sich in der Ausbildung bei der Frigo-Consulting AG in Dietikon und besucht neben der Berufsfachschule auch die Berufsmaturitätsschule.


Interview: Béatrice Koch, Fotos: Ethan Oelman


Du bist in Deinem dritten Lehrjahr zur Kältesystem-Planerin EFZ. War das schon immer Dein Traumberuf?

Maria Costantino: Nein, als ich im letzten Schuljahr war, kannte ich diesen Beruf noch gar nicht. Ich wusste damals noch nicht, was ich später werden möchte, und habe in verschiedenen Berufen geschnuppert, unter anderem KV, Chemielaborantin, Pharmatechnologin, Grafik-Designerin – ich habe wirklich vieles ausprobiert, aber nichts hat mich richtig überzeugt. Irgendwann hat mich eine Bekannte auf die Ausbildung zur Kältesystem-Planerin aufmerksam gemacht. Ich konnte dann hier in der Frigo-Consulting AG eine viertägige Schnupperlehre absolvieren.

Und das hat Dir so gefallen, dass Du geblieben bist?

Genau. Ich fand es spannend, was und vor allem wie mir die Mitarbeitenden hier von dem Beruf erzählt haben: Das hat mich sofort fasziniert. Ich finde es spannend herauszufinden, wie die Technik, die in einer solchen Kühlanlage steckt, funktioniert. Auch im Team habe ich mich sofort wohl gefühlt. Die Mitarbeitenden sind sehr nett und haben mich schon während der Schnupperlehre an eine Bausitzung mitgenommen. Nach dem Schnuppern habe ich mich für eine Lehrstelle beworben und sie auch bekommen. Ein weiterer Pluspunkt dabei ist, dass mein Arbeitsplatz in Dietikon ist, wo ich auch wohne.

Was macht denn eine Kältesystem-Planerin? Für welche Kundengruppen ist Dein Lehrbetrieb tätig?

Wir planen Kälteanlagen, aber auch Wärmepumpen für gewerbliche Betriebe, also Supermärkte, Restaurants oder Hotels in der ganzen Schweiz sowie im Ausland. Kältesystem-Planer klären zunächst mit den Auftraggebern ab, welche Anforderungen eine Kühlanlage erfüllen muss; also wie gross sie sein muss, was darin gekühlt werden soll, welche Temperatur es dafür braucht und welches Kühlmittel sich am besten eignet. Anschliessend zeichnen wir am Computer die Koordinationspläne in 2D und in 3D. Auf diesen Plänen sind alle Komponenten, die für die Kühlanlage benötigt werden, eingezeichnet, beispielsweise die Anzahl der Leitungen oder die Anordnung der Kühlregale. Dabei arbeiten wir eng mit anderen Fachleuten wie Architekten, Monteuren, Lüftungssystem-Planern und Sanitären zusammen.

Was gefällt Dir besonders an Deinem Berufsalltag?

Die Arbeit ist sehr vielfältig. Wir planen ganz unterschiedliche Anlagen – vom kleinen Kühlregal bis zum grossen Tiefkühlraum. Auch Wärmepumpen gehören zu unserem Aufgabengebiet; sie funktionieren ja im Prinzip wie ein umgekehrter Kühlschrank. Weil jede Anlage anders ist, bringt auch jedes Projekt seine eigenen Herausforderungen mit. Dadurch wird es nie langweilig. Spannend finde ich auch, dass es bei Kälteanlagen nicht nur eine richtige Lösung gibt. Mit den gleichen Vorgaben können unterschiedliche Anlagen entstehen, je nachdem, wer die Anlage plant.

Ich merke: Du bereust Deine Berufswahl nicht.

Bestimmt nicht. Ich kann hier selbstständig arbeiten. Am Anfang der Lehre habe ich hauptsächlich Pläne gezeichnet. Mittlerweile geht es mehr darum, die Anlage richtig auszulegen und die Kostenberechnung zu erstellen. Auch bei den Bausitzungen bin ich dabei. Dazu kommt ein Tag pro Woche, an dem ich an der Berufsfachschule (gibb) in Bern bin. Zusätzlich zur Berufskunde besuche ich einen Tag die Berufsmaturitätsschule in Zürich.

Kann man Dich auch auf der Baustelle antreffen?

Bis jetzt arbeite ich hauptsächlich im Büro am Computer oder nehme an Sitzungen teil. Aber künftig werde ich auch öfters vor Ort die Installation der Anlage überwachen. Ich freue mich darauf zu sehen, wie eine Anlage, die ich am Computer entworfen habe, tatsächlich montiert wird.

Was denkst Du: Welche Fähigkeiten braucht es, damit jemand in diesem Beruf Erfolg hat?

Es braucht sicher ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und eine gewisse Begabung fürs Zeichnen am Computer. Zudem muss man ein Interesse und Verständnis für physikalische Vorgänge und Zahlen mitbringen. Mathe hat mir schon in der Schule gefallen, Physik war hingegen neu für mich.

Gibt es etwas, das Du Dir etwas härter erarbeiten musst?

Im Kontakt mit den Kunden bin ich noch etwas unsicher, daran muss ich noch arbeiten.

Das ist alles? Die Theorie der Kältetechnik scheint doch recht anspruchsvoll zu sein.

Ja, das Technische ist schon ziemlich kompliziert. Neben der Kältetechnik gehört auch die Elektrotechnik dazu, also das Planen von Stromkreisläufen und Elektroschemas. Aber ich nehme die Theorie ja im Betrieb bei meinem Lehrmeister und zusätzlich in der Berufsschule durch. Da hat man genügend Zeit, um sie zu erlernen. Wir sind hier im Betrieb insgesamt drei Lernende, ich bin mittlerweile die älteste. Da ich noch gut weiss, wo die Stolpersteine liegen, kann ich den Lernenden im ersten und zweiten Lehrjahr meistens gut helfen.

Welche Stolpersteine sind das?

Am Anfang der Lehre haben wohl alle etwas Mühe mit dem technischen Zeichnen am Computer, weil man das ja von der Schule her noch nicht kennt. Aber es braucht einfach etwas Übung, dann klappt es gut.

Du wirst die Lehre in zwei Jahren mit dem Fachausweis und der Berufsmatur abschliessen. Hast Du schon Pläne für die Zeit danach?

Ich möchte mich gerne an der Höheren Fachschule (HF) in Bern zur Gebäudetechnikerin im Bereich Kälte weiterbilden. Daneben möchte ich in der Kältebranche weiterarbeiten, gerne in meinem Lehrbetrieb.

Mit der Arbeit im Lehrbetrieb, der Berufskunde und Berufsmaturitätsschule sind Deine Tage wahrscheinlich schon ziemlich ausgefüllt. Bleibt noch Zeit für Hobbys?

Ja, alles zusammen ist schon viel. Aber es dauert ja noch zwei Jahre bis zum Abschluss, und die intensive Lernphase hat noch nicht begonnen. Da bleibt mir schon noch Zeit, um zu lesen oder mit Freundinnen etwas zu unternehmen.

Was würdest Du Jugendlichen raten, die sich jetzt für eine Berufslehre entscheiden müssen?

Es ist sicher gut, in verschiedenen Berufen und Betrieben zu schnuppern. Viele Jugendliche kennen nur die «Standard-Berufe», etwa das KV. Dabei gibt es noch viele weitere spannende Berufe zu entdecken – wie Kältesystem-Planerin: Der Beruf ist zwar nicht neu, aber einer, von dem man eher wenig hört.

Kältesystem-Planer/in EFZ

Kenntniserwerb

Kältesystem-Planer und Kältesystem-Planerinnen sorgen für angenehm klimatisierte Räume und die funktionierende Kühlung in Industriebetrieben. Wesentliche Handlungskompetenzen sind a) Planen von Kältesystemen, b) Erstellen von Plänen und Schemata und c) Leiten von Kälteprojekten.

Im Detail:

  • Planen von Kälteanlagen mit Hilfe von CAD-Programmen
  • Montagepläne zeichnen
  • Auslegung der Kälteanlagen und Kostenberechnung
  • Installation überwachen und Support bei der Inbetriebsetzung der Anlagen
  • Auf der Baustelle oder in Werkstätten: Unterstützung von Monteuren, Architektinnen und der Bauherrschaft bei der Umsetzung der Pläne

Anforderungen

Freude an der Technik, Abstraktionsvermögen und räumliches Vorstellungsvermögen sowie Interesse am technischen Zeichnen. Interesse für Physik und technische Prozesse. Selbständiges Arbeiten, Organisationsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Kontaktfreude und Verantwortungsbewusstsein.

Ausbildung allgemein

4 Jahre berufliche Grundbildung mit jeweils einem Tag Berufsschule (Bern oder St. Gallen) pro Woche. Überbetriebliche Kurse im Bereich zeichnerische Grundlagen, Elektrotechnik und Messungen an Kältesystemen. Zertifikat nach absolviertem Qualifikationsverfahren: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis «Kältesystem-Planer/in EFZ».

Die praktische Ausbildung erfolgt häufig in mittelgrossen Kältefachunternehmen; manche sind jedoch in Ingenieurbüros tätig. Neben typischen Kältesystemen wie Klimaanlagen planen sie immer öfters auch Wärmepumpen.

Ausbildungsschwerpunkte

Gewerbekälte, Industriekälte, Klimakälte, Wärmepumpen. Ebenso gehören dazu: Zeichnerische Grundlagen (Pläne und Schemata erstellen), Grundlagen der Elektrotechnik, Messpraktikum. Zudem Mathematik, Physik, Chemie, Informatik und Elektrotechnik, Arbeitssicherheit und Brandschutz.

Hier gibt es allgemeine Informationen zu den Berufen der Kältetechnik:
www.cool-clever.ch

Weitere Details zum Beruf Kältesystem-Planer/in EFZ:
https://t1p.de/ub5xh

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