Bei Inbetriebnahme des komplexen Anna-Seiler-Hauses mit seiner hochentwickelten Infrastruktur war die Datenflut enorm. (Foto: GNI)

Das neue Anna-Seiler-Haus am Inselspital Bern markiert nicht nur einen architektonischen Meilenstein im Gesundheitswesen, sondern steht auch exemplarisch für die Digitalisierung in Gesundheitseinrichtungen während des Baus und insbesondere auch des Betriebs.


Text: Pierre Schoeffel, Foto: GNI


Die Generalversammlung im Mai 2025 der Gebäude Netzwerk Initiative (GNI) fand im inspirierenden Rahmen des Anna-Seiler-Spitals in Bern statt – ein Vorzeigeprojekt, das bereits in der Printausgabe 2-2025 von Phase5 mit seinen markanten Bau- und Techniklösungen porträtiert wurde.

Zum Auftakt der Versammlung gaben Bruno Spring, Projektleiter Datenmanagement bei der Insel Gruppe AG, und Christof Oberholzer, Head of Business Area MedTech & Healthcare bei bbv Software Services AG, spannende Einblicke in die Herausforderungen und Learnings bei der Einführung eines durchgängigen BIM2FM-Ansatzes – ein echter Pionierschritt im Spitalbau.

Datenstruktur statt nur Datenflut

Bei Inbetriebnahme des komplexen Anna-Seiler-Hauses mit seiner hochentwickelten Infrastruktur war die Datenflut so enorm, dass die Betroffenen schlichtweg davon erschlagen wurden. Eine durchdachte Datenmanagement-Lösung musste daher erst geschaffen werden. Da Krankenhäuser bekanntlich Stromfresser sind, gilt es auch hier Kosten einzusparen und ökologisch zu handeln. Energieeffizient, nachhaltig und nutzerorientiert: Das Anna-Seiler-Haus erfüllt die anspruchsvollen Kriterien des Minergie-P-Eco-Standards – ein Erfolg für ein Spital dieser Dimension.

Von der Datensammlung zur Datenstrategie

Mit der Einführung eines durchgängigen BIM2FM-Ansatzes hat die Insel Gruppe gezeigt, wie Gebäudedaten effizient über den gesamten Lebenszyklus hinweg genutzt werden können. «Wir wollten von Anfang an sicherstellen, dass betriebsrelevante Daten nicht nur gesammelt, sondern auch strukturiert, zugänglich und aktuell bleiben», erklärte Bruno Spring. Bereits zehn Jahre vor der Inbetriebnahme startete die Planung einer umfassenden Datenstrategie. Die Herausforderung: Wie historisch gewachsene, unstrukturierte Daten in Systeme überführen, die einen modernen Spitalbetrieb optimal unterstützen?

Dazu wurde das Projekt ASAMI ins Leben gerufen – ein Standardmanagement für Infrastruktur mit drei Teilprojekten: die Erfassung von Raum- und Anlagendaten, die Überführung von über 20'000 Baudokumenten sowie ein geplantes Arealmodell. Besonders zentral war die nahtlose Integration der Daten in das CAFM-System WIFER, das für Flächenmanagement und interne Leistungsverrechnung unerlässlich ist.

Vernetzt, geprüft, automatisiert

Ein Schlüssel zum Erfolg war der Einsatz des Swiss LCDM Hub – einer No-Code/Low-Code-Plattform von bbv-Software Services. «Die Plattform ermöglicht es, Daten aus verschiedenen Quellsystemen zu transformieren, zu harmonisieren und zu prüfen, bevor sie in die Zielsysteme überführt werden», betonte Christoph Oberholzer in seiner Präsentation. So konnten über 100 Millionen Attributdaten verarbeitet und verknüpft werden – eine immense Datenmenge, die ohne Automatisierung kaum zu bewältigen gewesen wäre.

Parallel dazu wurde mit Dataspot ein systemunabhängiges Fachdatenmodell aufgebaut, das eine neutrale Grundlage für Datenbestellungen bildet. Die Qualität der Daten wurde mit dem Tool Lake Hub laufend überprüft. Besonders innovativ: In WIFER kann man heute direkt von einem Raum oder Objekt zum entsprechenden Punkt im digitalen Modell springen – ein echter Mehrwert im laufenden Betrieb.

Digitale Transformation braucht Beteiligung

Doch der technische Fortschritt war nur eine Seite der Medaille. «Genauso wichtig war es, die Mitarbeitenden mitzunehmen», erläuterte Bruno Spring. «Nur wer versteht, welche Daten im Betrieb wirklich gebraucht werden, kann präzise Datenbestellungen formulieren und später effizient damit arbeiten.» Deshalb wurde frühzeitig auf Schulungen gesetzt, um das Betriebsteam aktiv in den Prozess einzubinden.

Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Anna-Seiler-Haus dienen nun als Basis für kommende Projekte. Ziel ist es, Lifecycle Data Management durchgängig zu denken – von der digitalen Bestellung über die Planung und Realisierung bis hin zur Wartung. Dabei wird auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) erprobt, um unstrukturierte Daten automatisiert auszuwerten und in strukturierte Form zu überführen.

Der Weg ist bereitet – und führt weiter

«Unsere Reise ist noch nicht zu Ende», resümiert Bruno Spring. «Doch mit dem Anna-Seiler-Haus haben wir ein Fundament gelegt, auf dem sich die digitale Transformation in Gesundheitsbauten erfolgreich weiterentwickeln lässt.» Das Inselspital Bern setzt damit neue Standards – für effizientes Facility Management, bessere Patientenversorgung und einen zukunftsorientierten Umgang mit Gebäudedaten.

Schematische Darstellung der Swiss LCDM Hub Architektur: Die Plattform verbindet verschiedene Datenquellen, validiert Informationen regelbasiert und gewährleistet eine strukturierte Übergabe an die Zielsysteme – ein zentrales Element im BIM2FM-Ansatz des Anna-Seiler-Hauses. (Grafik: Inselspital)

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