Die Lagerbestände für Wärmepumpen und Boiler war zeitweilig im Grosshandel über dem normalen Volumen. (Foto: Meier Tobler AG)

«Der Markt kehrt zurück zur Normalität»

Die Absatzzahlen von Wärmeerzeugern im ersten Quartal 2024 sind auf den ersten Blick ernüchternd. Dies zeigt die Statistik von GebäudeKlima Schweiz, dem bedeutendsten Schweizer Hersteller- und Lieferantenverband der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Vorstandsmitglied Thomas Rusch relativiert und ordnet die Zahlen ein.


Quelle: Gebäudeklima Schweiz (GKS)


Nach einem starken Wachstum in den vorangegangenen Jahren verzeichnete der Wärmerzeugermarkt 2023 einen leichten Rückgang. Dieser hat sich im ersten Quartal 2024 weiter verstärkt, wie die vom Branchenverband GebäudeKlima Schweiz (GKS) erfassten Marktzahlen zeigen. Es seien mehrere Faktoren, die den Markt aktuell negativ beeinflussen würden, sagt Thomas Rusch, Geschäftsführer des Heizsystemanbieters Weishaupt und GKS-Vorstandsmitglied. «Noch ist zum Beispiel unklar, welche Fördergelder das neue Klimaschutzgesetz mit sich bringt. Das animiert tendenziell zu einem Abwarten. Auch die Diskussion zu synthetischen Kältemitteln und deren Nachhaltigkeit verunsichert, weshalb GKS dazu nun ein Merkblatt publiziert hat.» Hinzu kämen wirtschaftliche Unsicherheiten und allgemein gestiegene Kosten, was sich auch auf die Investitionen auswirke. Gleichzeitig relativiert Thomas Rusch die Marktzahlen. So sei das erste Quartal in der Wärmeerzeugerbranche immer ein eher schwaches Quartal. «Die Zahlen, wie wir sie ab 2021 bis ins erste Quartal 2023 gesehen haben, waren ausserdem über dem normalen Volumen, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg und die drohende Gas-Knappheit sowie durch den Wechsel von fossil zu erneuerbar.»

 

Thomas Rusch, GKS-Vorstandsmitglied, blickt zurück: "Die Zahlen, wie wir sie ab 2021 bis ins erste Quartal 2023 gesehen haben, waren ausserdem über dem normalen Volumen."

Quartale sind schwierig zu vergleichen

Tatsächlich waren es die letzten Jahre vor allem die Wärmepumpen, die Wachstumszahlen im zweistelligen Prozentbereich aufwiesen. Noch im 1. Quartal 2023 nahm der Absatz hier um 45 % zu, bevor es im Verlauf des Jahres langsam zurückging. «Dieses enorme Wachstum hatte wohl auch mit den stockenden Lieferketten im Vorfeld zu tun. Als diese endlich wieder funktionierten, kam es Anfang 2023 zu vielen angestauten Auslieferungen», erklärt Thomas Rusch. Nun zeige sich quasi die gegenteilige Entwicklung, weil einige Installationsbetriebe die Lager noch gefüllt hätten. Entsprechend schwierig sei es, die beiden Quartale zu vergleichen.

Wachstumszahlen wie in den letzten Jahren werde es aber wohl nicht mehr geben. «Jene Anlagenbesitzer, die schnell wechseln wollten und konnten, haben bereits gewechselt. Jetzt kehrt der Markt wieder zurück zur Normalität und dürfte sich bei etwas über 55'000 verkauften Anlagen pro Jahr einpendeln.» Der grösste Anteil mache nun aber die Wärmepumpe aus. Hier vermutet der Geschäftsführer von Weishaupt denn auch bereits dieses Jahr eine Stabilisierung. Anders bei den fossilen Wärmeerzeugern: «Hier widerspiegelt sich schlicht der politische Wille beziehungsweise die kantonale Gesetzgebung, entsprechend werden die Zahlen weiterhin zurückgehen.» Thomas Rusch weist aber auch auf Faktoren hin, deren mittel- bis langfristiger Einfluss auf die Absatzzahlen der Schweizer Hersteller- und Lieferanten schwierig zu beurteilen sei. Dazu zählen zum Beispiel Anbieter aus Asien und Nordamerika, die auf den hiesigen Markt drängen, oder die Wärmenetze, zu denen GKS ab dem 2. Quartal 2024 neu ebenfalls Zahlen erfasst.

Nicht abwarten mit Anlagenwechsel

Unklar ist, wie die Schweizer und europäischen Hersteller und Lieferanten auf die Marktentwicklungen reagieren. Dies auch vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahren Milliarden in den Ausbau der Wärmepumpenproduktion investiert wurden. «Es bleibt abzuwarten, wie ernst es der Politik in den europäischen Ländern mit dem angestrebten Wandel ist und welche Fördergelder man bereit ist, dafür zu investieren.» Eine Prognose sei kaum möglich, so Thomas Rusch. Entsprechend rät der Experte davon ab, mit einem Wechsel abzuwarten und zum Beispiel auf sinkende Preise zu spekulieren. «Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich alles schnell ändern kann.» Deshalb sei sein Tipp, die Heizungsplanung nie vom Markt, sondern immer vom Gebäude abhängig zu machen.

Marktzahlen GebäudeKlima Schweiz

Der Branchenverband GebäudeKlima Schweiz erfasst regelmässig Absatzzahlen und vergleicht die Entwicklungen. Im ersten Quartal 2024 entwickelten sich die Zahlen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr wie folgt:

  • Kessel Öl/Gas:                            - 6 %
  • Brenner:                                     - 9 %
  • Wärmepumpen:                         - 47 %
  • Holzheizungen:                          - 19 %
  • Solar:                                         - 27 %
  • Wassererwärmer/Speicher:    - 30 %

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