
Ob im Neubau oder bei der Nachrüstung: Digitale Heizsysteme eröffnen neue Möglichkeiten für Komfort, Service und Effizienz. Thomas Canonica, Connectivity-Verantwortlicher bei ELCO Schweiz, erklärt im Interview, wie cloudbasierte Fernwartung Ausfallzeiten verkürzt, den Service verbessert – und warum selbst Ferienhausbesitzer davon profitieren.
Redaktionelle Bearbeitung: Phase5
Wie wichtig ist für Ihre Kunden heute der Fernzugriff auf Heiz- oder Sanitärsysteme?
Das hängt stark vom Kundentyp ab – für manche ist er längst unverzichtbar, andere entdecken ihn erst. Besonders geschätzt wird der Fernzugriff von Menschen mit Ferienhäusern oder unregelmässigem Tagesablauf. Aber auch Technikinteressierte nutzen ihn gerne, um ihre Heizung besser im Blick zu behalten.
Welche Vorteile bringt Fernwartung konkret – aus Sicht des Kunden, aber auch aus Sicht Ihres Serviceteams?
Fernwartung bringt auf beiden Seiten spürbare Vorteile – wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Für die Nutzer geht es vor allem um Komfort und Sicherheit: Sie können ihr Heizsystem über das Smartphone steuern, zum Beispiel Temperaturen anpassen, Wochenprogramme ändern oder den Urlaubsmodus aktivieren. Im Störungsfall kommt sofort eine Meldung – das spart Zeit und schafft Transparenz. Viele Kundinnen und Kunden schätzen auch die Übersicht über Werte wie Systemdruck oder Temperaturen. Wer sich dafür interessiert, versteht seine Anlage besser – und nutzt sie oft auch effizienter.
Für das Serviceteam eröffnet die Fernwartung ganz neue Möglichkeiten: Wir können viele Anlagen aus der Ferne überwachen und Auffälligkeiten frühzeitig erkennen. Das erlaubt eine gezielte Vorbereitung für den Einsatz vor Ort – inklusive Ersatzteilen und Zeitplanung. Das spart Wege, verkürzt Ausfallzeiten und erhöht die Erstlösungsquote – also wie oft ein Problem beim ersten Besuch gelöst werden kann. Gerade im Winter ist das für alle Beteiligten ein grosser Vorteil.
Welche Arten von Fernzugang setzen Sie in Ihren Produkten ein – zum Beispiel VPN, Cloud oder lokale Gateways?
Elcotherm setzt beim Fernzugriff auf eine cloudbasierte Lösung mit REMOCON NET, einem lokalen Gateway, das direkt vor Ort mit der Heizungsanlage verbunden wird.
Die Kommunikation erfolgt über eine verschlüsselte WLAN-Verbindung zur Cloud, wodurch ein sicherer Zugriff auf die Anlage jederzeit und von überall gewährleistet ist. Der grosse Vorteil dieses Modells: Die Verbindung ist schnell eingerichtet, braucht keine spezielle Netzwerk-Konfiguration beim Kunden und funktioniert unabhängig davon, wo man sich gerade befindet. Der Zugriff über App oder Webportal ist jederzeit möglich – sowohl zur Bedienung als auch zur Analyse.
Kontinuierliche Überwachung und proaktive Betreuung der angebundenen Heizsysteme
Wie unterscheiden Sie zwischen kurzfristigem und dauerhaftem Zugriff – und welche technischen Lösungen nutzen Sie dafür?
Das Modell von Elco basiert auf einer kontinuierlichen Überwachung und proaktiven Betreuung der angebundenen Heizsysteme. Diese Konzepte sorgen dafür, dass die Anlagen jederzeit im Blick bleiben, Störungen frühzeitig erkannt und wenn möglich direkt aus der Ferne behoben werden.
Technisch basiert dies auf dem Remocon Gateway, das eine sichere, cloudbasierte Verbindung zwischen der Anlage und der Serviceplattform herstellt. Dadurch hat das Serviceteam jederzeit Zugriff auf die relevanten Systemdaten – sowohl für das laufende Monitoring als auch für gezielte Eingriffe bei Bedarf.
Wie stellen Sie sicher, dass nur berechtigte Personen Zugriff haben – und dass dieser Zugriff auch sauber dokumentiert wird?
Der Fernzugriff bei Elco erfolgt ausschliesslich über benutzerspezifische Konten, die den Zugang strikt kontrollieren. Alle Zugriffe werden gemäss den Grundsätzen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) protokolliert, inklusive relevanter Informationen wie Zugangsdaten, IP-Adressen und Gerätedetails.
Zudem stellen wir durch eine lückenlose Dokumentation in der Betriebshistorie sicher, dass jede Änderung nachvollziehbar ist. Dieses konsequente Vorgehen garantiert, dass nur berechtigte Personen Zugriff erhalten und alle Zugriffe transparent und rechtssicher erfasst werden.
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Integration solcher Funktionen bei bestehenden Anlagen gemacht? Was funktioniert gut, wo gibt es Hürden?
Vernetzte Systeme bringen viele neue Möglichkeiten – dennoch reagieren einige Nutzer zunächst abwartend, vor allem wenn die Vorteile nicht sofort erkennbar sind.
Um diese Skepsis abzubauen, investieren wir gezielt in Schulungen, strukturierten Wissensaustausch und Endkundenkampagnen. So schaffen wir Vertrauen in die Technologie und fördern die tatsächliche Nutzung der Möglichkeiten.
Technisch gestaltet sich die Nachrüstung mit Remocon NET in der Regel unkompliziert: Kompatible Elco-Heizungen können sehr einfach in die bestehende Infrastruktur angebunden werden – lediglich ein stabiler WLAN-Empfang im Heizraum ist erforderlich, was vor der Installation berücksichtigt werden muss. Die zunehmende Nachfrage zeigt jedoch, dass sich diese Herausforderungen mit der richtigen Vorbereitung gut meistern lassen.

Eine flexible, skalierbare und wartungsfreundliche Lösung
Wie gut verstehen Planer und Betreiber aus Ihrer Sicht die Risiken und Anforderungen rund um Fernzugriffe?
Das Verständnis für Fernzugriffe ist stark vom jeweiligen Erfahrungsstand im Bereich Digitalisierung abhängig – hier zeigen sich teils deutliche Unterschiede.
Planer und Betreiber mit technischer Affinität bringen oft ein solides Grundverständnis mit. Sie interessieren sich für Sicherheitskonzepte, fragen gezielt nach Datenschutzaspekten und berücksichtigen Schnittstellen frühzeitig in der Planung.
Andere wiederum begegnen dem Thema noch eher vorsichtig – gerade, wenn es um Verantwortlichkeiten oder Datenflüsse geht. Hier sind wir gefordert, klar und praxisnah zu informieren: Welche Rolle spielt das Gateway? Wo liegen die Daten? Wer kann wann was einsehen?
Die gute Nachricht: Wenn die Grundlagen einmal verstanden sind, wird das Thema deutlich greifbarer – und das Vertrauen steigt.
Wie sensibilisieren oder schulen Sie Ihre Kunden im sicheren Umgang mit Fernwartung?
Ein zentraler Hebel ist der persönliche Kontakt mit unserem geschulten Fachpersonal – ob vor Ort oder via Fernsupport. Unsere Techniker betreuen Kundinnen und Kunden nicht nur technisch, sondern sprechen dabei auch gezielt Themen wie Datenschutz, Zugriffssicherheit und den richtigen Umgang mit der App an.
Für spezielle Fragen oder individuelle Anliegen steht zudem unser Fachexperte für Fernwartungen zur Verfügung, der gezielt unterstützt und berät.
Darüber hinaus bieten wir ergänzende Unterlagen wie FAQs, Datenschutzhinweise und leicht verständliche Anleitungen, die den sicheren Umgang mit unseren digitalen Services unterstützen.
Welche Rolle spielen Cloud-Lösungen in Ihrem Angebot – und in welchen Fällen setzen Sie eher auf On-Premise?
Im Bereich Fernwartung setzen wir bei unseren Lösungen überwiegend auf Cloud-basierte Architekturen. Ein zentrales Element dieser Infrastruktur ist das lokale Gateway, das beim Kunden vor Ort installiert wird und die Daten sicher an die Cloud überträgt. Diese Herangehensweise ermöglicht eine flexible, skalierbare und wartungsfreundliche Lösung, die den Anforderungen der modernen Heiztechnik gerecht wird.
Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Elco
Bearbeitung durch: Redaktion Phase 5
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