Bildungscoaches stärken die Ausbildungskultur
Die Gebäudetechniker als Vorreiter: Die Delegierten von suissetec gaben an der diesjährigen Frühjahrs-Delegiertenversammlung vom 23. Juni 2023 grünes Licht zur flächendeckenden Einführung von Bildungscoachs in der Schweiz und Liechtenstein. Sie bekräftigen damit ihren Einsatz für eine bessere Ausbildungskultur in der Branche.
Quelle: suissetec, Bearbeitung: Manuel Fischer
In der boomenden Gebäudetechnikbranche herrscht ein immenser Fachkräftebedarf. Dies ist einerseits auf die riesige Nachfrage, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien, zurückzuführen und sehr erfreulich. Andererseits verliert die Branche Jahr für Jahr viele Lernende und so einen Teil ihres Fundaments der Zukunft.
Jugendliche Berufsschicksale
Mehr als ein Viertel aller Lehrverträge werden während der Berufslehre aufgelöst (28 %), und rund jede fünfte Person besteht die Lehrabschlussprüfung nicht (21 %). Das hat gravierende Folgen: Nur 57 von 100 Lernenden in der Gebäudetechnik schliessen die Berufslehre erfolgreich ab.
Wenn der Berufseinstieg nicht wie gewünscht gelingt, verbergen sich hinter den nackten Zahlen vor allem jugendliche Berufsschicksale. Die unbefriedigende Situation gibt aber auch insgesamt zu denken, verliert die Branche doch viele der dringend benötigten Fachkräfte bereits während der Lehre. Der monetäre Schaden der hohen Abbruch- und Durchfallquoten beläuft sich – Schätzungen zu Folge – in Millionenhöhe.
Bildungsoffensive bereits lanciert
Die Herausforderungen betreffen zwar auch andere Branchen, sind aber im Bausektor offenkundig. Um die energie- und klimapolitischen Ziele des Bundes zu erreichen, hat EnergieSchweiz anfangs 2022 zusammen mit zahlreichen Akteuren und Verbänden – darunter auch suissetec – die «Bildungsoffensive Gebäude» lanciert. Diese umfasst zahlreiche Massnahmen in vier Handlungsfeldern (Ausbildung, Weiterbildung, Branchenimage, Netzwerk) und soll u.a. ermuntern, sich aktiv für mehr Fachkräfte im Gebäudebereich einzusetzen. Der Branchenverband suissetec initiierte bereits Qualitätssicherungsprogramme zur Ausbildung sowie Nachwuchs- und Imagekampagnen.
Ausbildungskultur vor Ort zentral
Nach wie vor sind die ausbildenden Unternehmen im Alltag gefordert, ein motivierendes Lern- und Arbeitsumfeld zu schaffen. Deswegen wächst die Erkenntnis in den Reihen der Ausbildungsverantwortlichen der Gebäudetechnik: Es braucht grundlegende Massnahmen, welche auf die Ausbildungskultur der Betriebe und damit der Qualität der Berufsbildung vor Ort einwirken müssen.
Die sehr positive Erfahrung mit Bildungscoachs in einer ersten suissetec-Sektion mündete nach umfangreicher Abklärungs- und Vorbereitungszeit im Antrag, dem Bildungscoach national zum Durchbruch zu verhelfen und ihn flächendeckend einzuführen (inkl. Liechtenstein). Die suissetec Delegierten haben nun anlässlich der Frühjahrs-Delegiertenversammlung vom 23. Juni 2023 in Visp VS grünes Licht gegeben. «Ein Meilenstein mit Signalwirkung, hoffentlich mit Vorbildcharakter weit über unsere Branche hinaus», so der suissetec-Bildungsverantwortliche Alois Gartmann.
Mit der schweizweiten Einführung von Bildungscoachs soll dauerhaft eine gute Ausbildungskultur etabliert werden. Das ambitionierte Ziel lautet, die Abbruch- und Durchfallquoten auf unter 10 % zu senken. Damit würden die gesprochenen, wiederkehrenden Investitionen von rund 1,15 Mio. Franken sowie der einmalige Initialaufwand von 150 000 Franken mehr als wettgemacht.
Umsetzung
Den Sektionen obliegt nun die Einstellung von insgesamt rund einem Dutzend regionaler Bildungscoachs, welche die mehr als 2000 suissetec-Ausbildungsbetriebe mindestens einmal jährlich besuchen und auditieren. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass die Bildungscoachs explizit für die Unterstützung der Betriebe und ihrer Ausbildungsverantwortlichen zuständig sind – nicht für die Lernenden selbst.
Der Branchenverband suissetec erhofft sich mit der schweizweiten Lancierung einen nicht unerheblichen positiven Effekt auf die Gebäudetechnikbranche und darüber hinaus auf die gesamte Gesellschaft. Schliesslich werden auch in Zukunft qualifizierte Fachleute für frische Luft, sauberes Trinkwasser sowie Sicherheit, Komfort und Behaglichkeit in unseren Gebäuden besorgt sein müssen.
Impressum
Textquelle:
Bildquelle:
Bearbeitung durch: Redaktion Phase 5
Informationen
Firma
URL
Weitere Artikel
Veröffentlicht am: