Häppchen, Getränke und Smalltalk im trauten Kreise sind wichtig für die Vertrauensbildung in der Gebäudetechnik-Branche.
Häppchen, Getränke und Smalltalk im trauten Kreise sind wichtig für die Vertrauensbildung in der Gebäudetechnik-Branche. (Bild: Susanne Seiler)

Zweites Gebäudetechnik-Gipfeltreffen

Lunch und Networking war angesagt am zweiten, gut besuchten, Gipfeltreffen-Event der Medienart-Gruppe im Mandarin Hotel Palace in Luzern. Doch zuerst gab es Einblicke zur «Bildung in der Gebäudetechnik» und zur Nachhaltigkeitsstrategie einer Versicherung.


Manuel Fischer


Häppchen, Getränke und gemütlicher Smalltalk mussten warten. Im Anschluss an die Einführungsworte von Medienart-Verleger Jürg Rykart hatten zwei eingeladene Referenten ihre Tribüne.

Adrian Altenburger, Professor, Instituts- und Studiengangleiter an der Hochschule Luzern (HSLU) sprach zum aktuellen Marktumfeld in der Baubranche. Die Anforderungen an das Gebäudetechnik-Engineering steigt: Mit der verstärkt erforderlichen Integration erneuerbarer Energien in die Gebäude und Areale und der systemischen Anforderung eines auch bezüglich Energieeffizienz optimalen Betriebs stehen für die Branche grosse Herausforderungen, aber auch Chancen bevor.

Während bisher die Lösungen oft in den einzelnen Gewerken entwickelt und für sich optimiert wurden, genügt das heute nicht mehr. Systemische Kompetenz ist gefragt, umso in frühen Phasen interdisziplinäre Konzepte zusammen mit Architekten, Bauingenieuren und weiteren Baubeteiligten zu entwickeln. Ein Gebäudetechnik-Engineering wäre deshalb äusserst attraktiv. Und der Bedarf an Ingenieurkompetenz ist offensichtlich gegeben. Altenburger illustrierte die komfortable Situation der HSLU-Studienabgänger mit einem einfachen Zahlenverhältnis: «Jeder Absolvent hat 3 bis 5 Stellenangebote; in acht von zehn Fällen im Planungsbereich.»

Knick nach unten – nur vorübergehend?

Dumm nur, dass seit dem Jahr 2021 die Anmeldezahlen von vorher 50-60 Neustudierenden auf circa 25-30 gesunken sind. Das heisst: Für die Jahre ab 2025 dürfte sich der Mangel an Gebäudetechnik-Engineering-Kompetenz noch akzentuierter bemerkbar machen. Dank jüngsten Marketing-Massnahmen der HSLU ist die Zahl wieder im Steigen begriffen – sowohl im HLKS-Bereich als auch in der Elektrotechnik (GEE). Ebenfalls erfreulich entwickeln sich die Studierendenzahlen beim neuen Bachelor-Studiengang «Digital Construction».

Ein Imageproblem?

Allerdings liegen die Nachwuchsprobleme der Branche tiefer und quasi dem Studium zeitlich vorgelagert. Altenburger erkennt ein fatales Imagesignal, welche die Branche an fähige junge Menschen aussendet: «Unternehmen, welche die Berufsmaturität 1* nicht anbieten, sind für ambitionierte Jugendliche unattraktiv und gehen der Branche zum Vornherein verloren. Ein Potenzial, das unnötig verspielt wird und die gymnasiale Matura vergleichsweise attraktiver macht.» Die Berufsmaturitätsquote sei in der Gebäudetechnik (HLKS-Berufe 4%, Elektroberufe 8% aller Lernenden) markant tiefer als etwa bei der Informatik.

Kommt hinzu, dass –im Langfristtrend eher sinkender Lehrabschlüsse – die Dropout-Quote während der Berufslehren zu hoch ist. Rund 2500 Lernende in Gebäudetechnik-Berufen, fallen rund 1000 vorzeitig weg – sei es durch einen frühzeitigen Lehrabbruch oder weil diese durch die Abschlussprüfung fallen.

Trotz den aktuellen Stolpersteinen bleibt Altenburger frohen Mutes. Die HSLU wird auch in Zukunft «Tiefgang» anbieten mit weiterhin zwei Studienrichtungen (HLKS & GEE). Ebenso wichtig bleibt die enge Kooperation der HSLU mit internationalen Partnerhochschulen weltweit – bis China.


* BM 1 – während der Berufslehre zu erwerbendes Maturitätszeugnis.

 

Immobilien als Hebel zur Nachhaltigkeit

Kaspar Hartmann, Chief Sustainability Officer der Helvetia-Versicherungsgruppe, erläuterte dem Publikum die umsichtige Nachhaltigkeitsstrategie, die nicht nur in der Schweiz, sondern auch in benachbarten Ländermärkten greifen soll. «Unternehmen, die ihre soziale und ökologische Verantwortung ernst nehmen, stehen finanziell besser da. Dafür gibt es immer mehr Evidenz», so Hartmann. Im Versicherungsgeschäft halten sich Chancen und Risiken die Waage. So sollen kurzfristige Verpflichtungen die langfristigen, mehrdimensionalen Nachhaltigkeitsziele (ESG) nicht aus dem Lot bringen.

In vier Tätigkeitsfeldern kann Helvetia dazu aktiv werden; zu nennen ist der eigene Geschäftsbetrieb (ergo weniger Flugreisen, kluge Logistik, ökologisch sinnvolle Bewirtschaftung der eigenen Bürogebäude), die Unternehmenskultur, dann die Integration von ESG ins Versicherungsgeschäft (Produktentwicklung, Schadenmanagement usw.), schliesslich die Bewirtschaftung von Anlagen. Immerhin machen Immobilien 17% der Kapitalanlagen der Helvetia aus. In der Schweiz sind das rund 360 Liegenschaften bzw. fast 36‘000 Mietobjekte mit 362 Mio. Franken Mietzinseinnahmen. Alle Neubauten sowie Sanierungs- und Umbauprojekte sind der massiven Reduktion von CO2-Emissionen verpflichtet.

Im Spannungsfeld zwischen stabilen Rendite-Erwartungen einerseits und einem attraktiven Angebot für Liegenschaftsmietende andererseits sowie der Maxime, natürliche Ressourcen sparsam zu nutzen, gelingt es der Versicherung immer wieder, beispielhafte Sanierungsprojekte umzusetzen (höhere Energieeffizienzklasse der Gebäude, Ausrüsten mit E-Ladestationen usw.) – sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland.

 

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