Pascal von Ah, nun Fachmann Wärmesysteme mit eidg. Fachausweis: "Ich empfehle jedem die Ausbildung. Man sieht die Zusammenhänge besser zu anderen gebäudetechnischen Berufen." (Foto: Ethan Oelman)

«Man gewinnt an Selbstvertrauen…»

Weiterbildung bringt Sicherheit im Können und Auftreten, auch wenn man schon Jahre als Servicetechniker im Aussendienst tätig ist, weiss Pascal von Ah, nun Fachmann Wärmesysteme Fachrichtung Wärmepumpen mit eidg. Fachausweis.


Text: Manuel Fischer, Fotos: Ethan Oelman


Auf dem Parkplatz hinter dem Bürogebäude der Schweizer Niederlassung der CTC AG in Buchs spielen wir Serviceeinsatz – wie im echten Leben. Als zu prüfendes und zu reparierendes Objekt eine aussenaufgestellte Luft-Wasser-Wärmepumpe. Pascal von Ah braust mit seinem vollgepackten Lieferwagen an, ergreift den Servicekoffer und eilt zur Wärmepumpe. Uns Laien erklärt er die Funktionsweise dieses kompakten Geräts. Einmal die Verschalung weggeschraubt, sind Blicke in das Innenleben möglich. Etwas versteckt hinter Dämmmaterialien der Kompressor, im Vordergrund dünne gelötete Kupferrohre. Mit einem neugierigen Gucken auf die Hinterseite entdeckt man das feingliedrige Rohrsystem des Verdampfers, worin das Kältemittel die Wärme der Umgebungsluft aufnimmt und somit in den dampfförmigen Zustand überführt wird.

Pascal von Ah behält die Übersicht und erklärt mit klaren Worten jedes Detail, das wir zu sehen bekommen. Als junger Mitarbeiter ist er kein Job-Hopper, sondern eine verlässliche Stütze für seinen Arbeitgeber, zumal er seit 2013 für das Unternehmen CTC als Servicetechniker tätig ist. Wir wollen mehr über ihn erfahren.

Pascal von Ah, Sie sind nun Fachmann Wärmesysteme, Fachrichtung Wärmepumpen mit eidg. Fachausweis. Wie sieht ihr beruflicher Werdegang aus?

Pascal von Ah: Ich bin gelernter Elektroinstallateur. 2007 begann ich eine Berufslehre bei einem kleinen Familienunternehmen in Sarnen. Wir waren 3 Monteure und 3 Lernende. Nach 4 Jahren habe ich die Berufslehre erfolgreich abgeschlossen und konnte nach der Rekrutenschule und dem Weiterdienen zu Wachtmeister zurück in meinen Lehrbetrieb arbeiten gehen. 2013 kam es zu einer Begegnung eines Aussendienst-Mitarbeiters meines jetzigen Arbeitgebers mit meinem Vater und so zu einer Anfrage an mich, ob ich nicht Interesse hätte, bei der Firma CTC zu arbeiten.
Ich wagte den Schritt. Zu Beginn schickte man mich zur Ausbildung am Test- und Weiterbildungszentrum Wärmepumpen und Kältetechnik (TWK) in Karlsruhe – das war 2x je eine Woche.

Das war ein erstes Schnuppern in die Kältetechnik, das war noch nicht die jüngst abgeschlossene Ausbildung mit Zertifikat?

Nein, noch nicht. Zuerst muss man die Kältemittel-Fachbewilligung erhalten, damit man überhaupt im Berufsalltag mit Kältemitteln arbeiten darf. In Karlsruhe erhält man eine Grundausbildung, damit man die wichtigsten Punkte der Kältetechnik kennenlernt.

Und dann kam der Entscheid, nochmals Zeit und Energie zu investieren, eine vertiefte Weiterbildung in Angriff zu nehmen und sich über Schulstoff zu bücken.

Bereits 2016 kam ein Kollege zu mir und empfahl mir die Ausbildung. Ich zögerte aber damals noch. Im Sommer-Halbjahr 2019 startete ich dann dennoch mit dem Grundlagen-Modul an der Schweizerischen Technischen Fachschule in Winterthur (STFW).

Und wie kam es zum Meinungsumschwung, doch noch eine Weiterbildung anzupacken?

Ich war inzwischen Familienvater geworden und habe jetzt zwei kleine Kinder. Da sieht man die Welt mit etwas anderen Augen und möchte zur ökonomischen Sicherheit der jungen Familie aktiv etwas beitragen.

War die Theorie anspruchsvoll?

Durch die 7 bis 8 Jahre bei der CTC und meinem Wissen aus der Berufslehre als Elektroinstallateur hatte ich doch einen ergiebigen Erfahrungs-Rucksack dabei. Klar hat man sich noch weiter in die Materie vertieft.

Aber es geht doch auch um Physik. Das muss man richtig gut verstehen, nicht?

Ja, die ganze Thermodynamik war eher ein schwieriger Stoff. Auch die ganze Wärmelehre musste ich nochmals gründlich aufarbeiten. Das war bei mir nicht mehr so präsent.

Wenn Sie zurückblicken auf Schule und Berufslehre: Wie leicht fällt Ihnen das Lernen? Nur schon das Thema «Elektrizität» ja auch nicht immer so ganz einfach zu verstehen oder auch nicht «greifbar».

In der Berufslehre musste ich schon wacker dranbleiben. Das heisst: Ich ging nicht selten am Samstagmorgen in den Lehrbetrieb, um Stoff zu repetieren. Sonst wäre es vielleicht nicht gut gekommen. In der Weiterbildung hatte ich aber viel weniger Mühe mit Lernen, das ging mir dann viel einfacher von der Hand.

2020 traten sie den zweiten Teil der Ausbildung an. Was war da besonders?

Das Vertiefungsmodul fiel ins Sommer-Halbjahr 2020. Da kam uns aber die Corona-Pandemie dazwischen. Es wurde allerdings nicht auf Home-Schooling umgestellt, da wir einfach auch technische und praktische Aufgaben an ausgestellten Wärmepumpen vor Ort zu lösen hatten. Wir hielten die Abstandsregeln ein und mussten jeweils Masken anziehen.

Das Vertiefungsmodul hat einen anderen Schwerpunkt als das Grundlagenmodul?

Wir mussten eine Arbeit schreiben über einen praktischen Fall einer bestehenden Heizung. Es ging darum, die Leistung der Anlage zu optimieren und dementsprechend einen Bericht verfassen: Vorgehensweise? Was ist zu optimieren? Welche Leistung kann man aus der bestehenden Anlage zusätzlich herausholen? Eine systematische Vorgehensweise war wichtig. Und man lernte auch, wie man ein Kundengespräch richtig führt.

 

Und wie schliesst man diese Ausbildung ab?

Im Februar 2021 ging ich ans Westschweizer suissetec-Berufsbildungszentrum Colombier, um die eintägige Prüfung für den eidg. Fachausweis abzulegen. Es begann um 7 Uhr morgens und 17.30 Uhr war es dann so weit. Das war schon happig.

Profitieren Sie im Berufsalltag von der Weiterbildung?

Der Berufsalltag als Servicetechniker hat sich zwar nicht gross verändert. Allerdings bin ich sicherer im Auftreten geworden. Man hat mehr Erfahrung gewinnen können und der Lohn ist auch besser. Ich empfehle jedem die Ausbildung. Man sieht auch Zusammenhänge besser zu anderen gebäudetechnischen Berufen, so gibt es in der Hydraulik Bezüge zum Beruf des Heizungsinstallateurs.

Fachmann/-frau für Wärmesysteme – in Kürze

Der Lehrgang Fachfrau/Fachmann für Wärmesysteme besteht bislang aus zwei Modulen, dem Grundlagen- und Vertiefungsmodul; thematische Vertiefungen sind in die Fachrichtungen Heizöl, Erdgas, Holz und Wärmepumpen möglich. (Seit 2023 besteht optional ein Einführungsmodul). Der Interviewte hat die Ausbildung in der Fachrichtung Wärmepumpen besucht. Diese Weiterbildung umfasst total 37 Ausbildungstage. Mit Bestehen dieser Module (mit Zertifikat) sowie der Fachbewilligung Kältemittel kann man sich zur eidgenössischen Berufsprüfung (BP) anmelden. Der Kandidat hat bei der BP praktische Arbeiten durchzuführen: Inbetriebnahme, Störungssuche und Wartung. Die BP wird jeweils im (Westschweizer) Bildungszentrum Colombier durchgeführt und dauert einen Tag. Nach Bestehen der Prüfung sind die Absolventen berechtigt, den geschützten Titel «Fachmann/-frau für Wärmesysteme mit eidg. Fachausweis, Fachrichtung Wärmepumpen» zu führen. Im Falle dieser Fachrichtung bestanden die Fächer – nebst Wärmepumpe in Theorie und Praxis aus Heizungstechnik, Elektrotechnik, Wärmelehre, Regelungstechnik, Hydraulik, Anlagetechnik, Erneuerbare Energie, Vernetzungstage System.

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