Luk Vogelsang: «Mich fasziniert die Hydraulik und die neuen Heiztechnologien, die derzeit entwickelt werden.» (Foto: Leo Boesinger)
Luk Vogelsang: «Mich fasziniert die Hydraulik und die neuen Heiztechnologien, die derzeit entwickelt werden.» (Foto: Leo Boesinger)

«Ich hatte immer schon zwei rechte Hände»

Luk Vogelsang hat in einem Dreierteam an den Team- und Schweizermeisterschaften der Gebäudetechnik an der Olma teilgenommen und den ersten Preis gewonnen. Als Heizungsinstallateur hat er mit einem Sanitär und einem Spengler die Wettbewerbsaufgabe erhalten, in 16 Stunden einen beheizbaren Bar-Stand inklusive Strom- und Sanitäranschlüssen herzustellen. «Mich interessieren an meinem Beruf die neuen technischen Entwicklungen», meint Luk Vogelsang, der sich als nächstes für die Berufsweltmeisterschaften in Lyon bewerben wird.


Interview: Bettina Hägeli, Fotos: Leo Boesinger


Was hat Sie für die Berufslehre als Heizungsinstallateur begeistert?

Luk Vogelsang: Meine erste Ausbildung war eine dreijährige Lehre als Sanitär. Während dieser Lehre habe ich gemerkt, dass ich mich auch stark für die Heizungsbranche interessiere. Mich fasziniert die Hydraulik und die neuen Heiztechnologien, die derzeit entwickelt werden. Das ist sehr interessant und es passiert viel in dieser Hinsicht, mit Wärmepumpen, Erdwärme und nachhaltigem Heizen. Deswegen habe ich mich entschlossen, eine auf zwei Jahre verkürzte Zusatzlehre als Heizungsinstallateur zu absolvieren. Mit nur einem Beruf wäre mir wohl langweilig. Zwei ermöglichen mir eine grössere Herausforderung. Sich mehr Wissen anzueignen, macht das Arbeiten noch interessanter.

Lohnt es sich, während der Berufswahl in Firmen zu schnuppern?

Ja, unbedingt. Ich habe mir mehrere Sachen angeschaut. Schon mit 13 und 14 Jahren habe ich viel geschnuppert: bei einem Förster, bei einem Bauern und als Landmaschinenmechaniker. Am besten hat mir dann der Sanitär gefallen. Anschliessend an die obligatorische Schulzeit habe ich mit 15 Jahren die Lehre angefangen. Dass ich etwas Handwerkliches machen möchte, war mir schon sehr früh klar.

Welche Fähigkeiten haben Sie mitgebracht, die Ihnen in der Berufslehre helfen?

Handwerkliches Geschick, denn ich hatte immer schon zwei rechte Hände: In der Schnupperlehre ist dem Vorgesetzten aufgefallen, dass ich ein hervorragendes räumliches Vorstellungsvermögen habe. In der Schulzeit war ich im technischen Zeichnen und in der Mathematik stets gut. Das hat mir in der Berufsschule viele Vorteile gebracht.

Was war etwas härter zu erarbeiten?

Die Disziplin. Es war eine grosse Umstellung von der Schulbank in die Lehre. Am Anfang war es hart, um sechs Uhr morgens aufzustehen und auf die Baustelle zu gehen. Da wurde ich schon etwas ins kalte Wasser geworfen. Ausserdem musste ich mir den Respekt der anderen Monteure verdienen und ihr Vertrauen gewinnen. Ich musste zeigen, dass ich selbständig arbeiten kann, damit sie mir zutrauten, gewisse Arbeiten auszuführen. Erst so konnte ich viel lernen.

Werden Sie nach dem Lehrabschluss auf dem Beruf arbeiten?

Ja, klar. Ich möchte mich anschliessend zum Chefmonteur und zum Meister Sanitär weiterbilden. Mit meiner zweijährigen Zusatzausbildung zum Heizungsinstallateur werde ich auf dem Berufsmarkt gut positioniert sein. Solche Berufsleute sind selten und gesucht.

Haben Sie schon eine Stelle nach dem Abschluss?

Letztes Jahr habe ich zusammen mit meinem Bruder, der gelernter Maurer ist, eine eigene Firma gegründet. Wir sind im Bereich Hoch- und Tiefbau, Gartenarbeit und Gebäudetechnik tätig. Derzeit haben wir über ein Dutzend Fachleute unterschiedlicher Richtungen im Stundenlohn angestellt. So ist unsere Firma vielseitig und kann umfassende Aufträge übernehmen, während die Kundschaft nur mit einem Handwerker zu tun hat, das ist Teil unserer Firmenphilosophie. Die Auftragsbücher sind voll, deswegen werde ich nach dem zweiten Lehrabschluss zu vollzeit mit meinem Bruder in der Firma arbeiten.

 

Luk Vogelsang: «An den Meisterschaften kann ich mich mit den Besten der Schweiz messen und sehen, wo ich mit meinen Leistungen stehe.» (Fotos: Leo Boesinger)

Was gab den Ausschlag, sich für die Schweizermeisterschaften der Gebäudetechnik anzumelden?

Dass ich mich mit den Besten der Schweiz messen und somit sehen kann, wo ich mit meinen Leistungen stehe. Ausserdem war es bei diesem Anlass möglich, mich in meinem Team zu meinen Erfahrungen auszutauschen. Auch mit den Expertinnen und Experten unterhielt ich mich. Ich fühlte mich am Wettbewerb wohl, obwohl Gäste zuschauten. In kurzer Zeit habe ich viel dazugelernt, es war eine wertvolle Erfahrung für mich.

Wie empfinden Sie rückblickend Ihre Entscheidung für Ihren Beruf?

Im Nachhinein hätte ich die Reihenfolge vielleicht umgekehrt gemacht, aber eigentlich bereue ich nichts. Mit meinen beiden Berufslehren kann ich wichtige verantwortungsvolle Arbeiten übernehmen. Ich stehe morgens gerne auf, manchmal sogar mit einem Lächeln. Ich habe Freude an meinem Beruf.

Zum Schluss noch ein paar Tipps für Jugendliche, die jetzt in der Phase der Berufswahl stehen.

Ich würde empfehlen, möglichst viele Berufe anzuschauen und schnuppern zu gehen. Und sich nicht nach der ersten Schnupperlehre zufrieden zu geben und, wenn sie einem angeboten wird, die Lehrstelle zu nehmen. Das Interesse am Beruf ist enorm wichtig, denn man wird ja bis zu 50 Jahre arbeiten müssen. Selbst wenn man sich wohlüberlegt für einen Beruf entschieden hat, sind die Lehrjahre kein Schleck. Manchmal muss man auf die Zähne beissen. Aber es lohnt sich. Je besser man ist, desto gefragter ist man später. Denn längerfristig können grosse Herausforderungen Spass machen.

Bei der Team-Meisterschaft siegte das "Dream-Team
Bei der Team-Meisterschaft siegte das "Dream-Team", bestehend aus Luk Vogelsang aus Tegerfelden (Kt. AG), (Heizungsinstallateur EFZ), Matthias Steiner aus Lyssach (Kt. BE), (Sanitärinstallateur EFZ) und Sven Baldiger aus Muhen (Kt. AG), (Spengler EFZ), (Foto: Leo Boesinger).

Heizungsinstallateur/in EFZ

Kenntniserwerb

  • Bau, Unterhalt, Reparatur von wärme- und kältetechnischen Installationen
  • Montage von Heizkesseln und Wärmepumpen anhand von Plänen
  • Umsetzen von Projekten mit Erneuerbaren Energien
  • Dämmen von Rohrleitungen gegen Wärmeverluste
  • Einbau von Umwälzpumpen


Ansprache

Aktuelle Berufsbildungs-Kampagnen legen den Schwerpunkt auf die vielfältigen und attraktiven Perspektiven im Berufsbild. Jugendliche erreicht man unmittelbar in der Du-Form; Neugier sollte geweckt, Unsicherheit vor dem Unbekannten abgebaut werden.
Ausbildungs-Schwerpunkte wie Werkstoffkunde, Physik, Fachzeichnen, Chemie, Informatik und Allgemeinbildung werden erwähnt, ergänzt durch Hinweise zu Dauer der Ausbildung, zum eidg. Fähigkeitsausweis «Heizungsinstallateur/in EFZ» und zur Option Berufsmaturität.
Aus Voraussetzung wird eine abgeschlossene Volksschule genannt.

Ausbildung allgemein

4 Jahre berufliche Grundbildung mit Arbeiten vorwiegend in der Werkstatt und auf der Baustelle vowiegend unter Dach mit jeweils einem Tag Berufsschule pro Woche. Die Fächer sind vielfältig: Wärmelehre, Werkstoffe, Strömungslehre, Messen – Steuern – Regeln, Heizungssysteme, Heizungswasser, Arbeitssicherheit usw.
Zertifikat nach absolviertem Qualifikationsverfahren: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis «Heizungsinstallateur/in EFZ».
Für Jugendliche mit guten bis sehr guten Schulleistungen besteht die Option, die Berufsmaturitätsschule zu besuchen – während oder nach der schulischen Grundbildung mit der Zusatzqualifikation «Berufsmaturität».

www.toplehrstellen.ch