Dorian Lekaj während der Siegerehrung zum besten Gebäudetechnikplaner Heizung an den Schweizer Meisterschaften 2023. (Fotos: Leo Boesinger)

«Entscheidend für die Berufswahl ist die Motivation»

Dorian Lekaj ist offiziell der beste Lehrabgänger als Gebäudetechnikplaner Heizung des vergangenen Jahres: An den Schweizermeisterschaften der Gebäudetechniker 2023 holte sich der junge Mann aus Neuhausen am Rheinfall die Goldmedaille – auch dank guter Nerven. Nun denkt der 20-Jährige bereits über eine Weiterbildung nach. Zunächst wird er aber im Haustechnikunternehmen seines Vaters mitarbeiten.


Interview: Béatrice Koch, Fotos: Leo Boesinger


Warum hast Du Dich für die Schweizermeisterschaften der Gebäudetechnik angemeldet?

Dorian Lekaj: Die Anmeldungsunterlagen wurden zusammen mit dem Lehrabschlusszeugnis verschickt. Es reizte mich mitzumachen, weil ich mich gerne mit anderen messe; nicht, weil ich unbedingt der Beste sein möchte, sondern um zu sehen, was die anderen können und wo ich im Vergleich zu ihnen stehe.

Wie hast Du den Wettbewerb an der Olma in St. Gallen erlebt?

Er war alles sehr professionell organisiert. Und im Vergleich zur Lehrabschlussprüfung waren die Aufgaben um einiges komplexer. Wir mussten die Heizung für ein mehrgeschossiges Bürogebäude von Grund auf planen und hatten dafür insgesamt nur 16 Stunden zur Verfügung. Ich kann mich in Prüfungssituationen zum Glück gut auf die Aufgaben konzentrieren. Das hat auch an den Schweizermeisterschaften, die im Rahmen der Olma und vor Publikum stattgefunden haben, funktioniert. Ich war so unter Druck, dass ich gar keine Zeit hatte, nervös zu werden oder mir Gedanken zu machen, ob meine Lösung nun gut oder schlecht ist. Nach der Abgabe konnte ich nicht einmal einschätzen, ob ich überhaupt unter die Top 5 kommen werde. Insgesamt war es ein einzigartiges Erlebnis, auch wegen des Kontakts, den man zu den anderen Teilnehmenden hat. Schade, dass es für uns Heizungsplaner keine Weltmeisterschaften gibt. Ich hätte mich gerne auch international gemessen.  

Blicken wir etwas zurück: Warum hast Du Dich überhaupt für den Beruf des Gebäudetechnikplaners Heizung entschieden?

Ehrlich gesagt, hatte ich mit 13, 14 Jahren, als ich mich während der Sekundarschule für eine Lehre entscheiden musste, noch keine Ahnung, was ich machen möchte. Die Berufswahl hat mich auch nicht gross interessiert. In dem Alter hatte ich anderes im Kopf, wollte lieber mit Kollegen draussen sein oder gamen. Meine Eltern haben mir dann zu einer Schnupperlehre bei einer Haustechnikfirma in Schaffhausen geraten. Und weil mein Vater in Neuhausen am Rheinfall eine eigene Haustechnikfirma betreibt, kannte ich die Branche schon. Der Arbeitsalltag eines Heizungsplaners und das Team in dem Betrieb haben mich sofort begeistert, und so habe ich auch gleich meine Lehre dort absolviert. Vor allem von meinem «Oberstift» habe ich viel profitiert: Er hatte Freude daran, mir etwas beizubringen, und war an manchen Themen, die ich der Berufsschule erarbeiten musste, näher dran als jemand, der seit 20 Jahren auf dem Beruf arbeitet.

Was hat Dir in der Lehre besonders gefallen?

Einerseits das Team: Ich habe mich sofort wohlgefühlt und viel gelernt. Andererseits gefällt mir der Arbeitsalltag des Heizungsplaners. Handwerklich bin ich nicht sehr begabt, ich arbeite lieber drinnen am PC. Deshalb sagt mir auch die Planung mehr zu als die Installation. Die Freiheit, eine Heizung von Grund auf und nach meinen Vorstellungen – natürlich unter Einhaltung der Normen – zu entwerfen, gefällt mir sehr.

Welche Fähigkeiten sollte ein angehender Gebäudetechnikplaner Heizung mitbringen?

Bei der Heizungsplanung geht es mehr um mathematische und physikalische Berechnungen: Wie viel Energie brauche ich, um ein Gebäude zu beheizen, und wie kriege ich diese Energie ins Gebäude? Das Zeichnen hingegen ist in diesem Beruf weniger wichtig beziehungsweise nicht so schwierig. Das kommt mir entgegen. Generell finde ich aber, dass es bei der Berufswahl weniger auf die vorhandenen Fähigkeiten ankommt. Die kann man sich während der Lehre aneignen. Viel entscheidender ist die Motivation. Ich selbst war zum Beispiel in der Sek ein eher schlechter Schüler. Auch Mathe und Physik haben mich dort wenig interessiert. Das änderte sich in der Berufsschule sofort, weil ich nun einen Sinn dahinter sah. Ich wusste, wozu ich etwas lernen musste. Heute finde ich Mathematik, Physik und Chemie megaspannend.

Ab dem zweiten Lehrjahr habe ich dann lehrbegleitend die Berufsmittelschule besucht. Noch mehr Unterricht: Das hätte ich mir in der Sek überhaupt nicht vorstellen können. Aber das Prinzip der Berufslehre, nämlich dass man das, was man in der Theorie lernt, gleich in die Praxis umsetzen kann, hat bei mir sehr gut funktioniert. Es gab Zeiten, da hatte ich in einer Woche jeden Tag eine Prüfung. Da habe ich gelernt, mich zu fokussieren. Das hat mir dann auch an den Berufsmeisterschaften geholfen.  

Gab es während der Lehre etwas, dass Dir nicht so leichtgefallen ist?

Für mich war es am Anfang eine grosse Umstellung, dass ich als 15-Jähriger jede Woche an die Berufsschule nach Zürich reisen musste. Ich war das nicht gewohnt, weil ich vorher nur innerhalb von Schaffhausen unterwegs war. Natürlich gibt es auch in meinem Beruf Themen, die ich weniger spannend finde, aber in berufsspezifischer und schulischer Hinsicht ist mir eigentlich nichts schwergefallen.

Wie empfindest Du rückblickend Deine Berufswahl?

Ich bin immer noch zu 100 Prozent von dieser Arbeit überzeugt. Ich hatte das Glück, dass ich gleich auf Anhieb einen Beruf gefunden habe, der mir gefällt – und einen tollen Lehrbetrieb, in dem ich eine schöne Zeit verbringen durfte. Geholfen hat bei der Berufswahl natürlich auch, dass ich die Branche durch meinen Vater bereits kannte.

Momentan bist Du in der RS - wie geht es anschliessend weiter?

Ich werde ab dem Sommer im Heiztechnikbetrieb meines Vaters mitarbeiten. Ich finde es schön, dass ich ihn unterstützen kann, Arbeit gibt es hier immer genug. Dass ich diese Möglichkeit habe, ist natürlich ein Privileg. Dann möchte ich gerne eine Weiterbildung machen; entweder über die einjährige Passerelle an die Universität oder den Bachelor in Gebäudetechnik an der Hochschule Luzern. Die Zeit nach dem Militär möchte ich nutzen, um mir über die Zukunft Gedanken zu machen. In der RS bin ich so beschäftigt, dass ich dafür gar keine Zeit habe.

Was würdest Du Jugendlichen, die jetzt vor der Berufswahl stehen, raten?

Viel schnuppern, da sieht man gleich in den Arbeitsalltag hinein. Ich selbst habe zum Beispiel auch in einem Architekturbüro geschnuppert und gemerkt, dass da für mich zu wenig technische Herausforderung drinsteckt. Zudem sollte man sich genügend Zeit nehmen und sich Gedanken machen, was man gerne macht. Und wenn möglich den Rat der Eltern einholen. Die kennen einen ja meist am besten und wissen, was zu einem passt.

Gebäudetechnikplaner/in Heizung EFZ

Kenntniserwerb

  • Berechnen und Zeichnen von heizungstechnischen Anlagen
  • Abklärungen mit Bauherren, Architekten und Ingenieuren zu Beginn eines Bauprojektes
  • Computer Aided Design (CAD)
  • Besprechung der Ausführungsdetails mit dem Montagepersonal
  • Überwachung des Montageverlaufs
  • Baufortschritt und Budget von Projekten kontrollieren
     

Voraussetzungen

  • Räumliches Vorstellungsvermögen
  • Freude an Zahlen, Technik und genauem Arbeiten
  • Geschick im Umgang mit anderen Beteiligten am Bau: Bauherren, Architekten, Ingenieure, Bauhandwerkern
     

Ausbildungsschwerpunkte

 Mathematik, Physik, Baukonstruktionstechnik, Chemie, Informatik, Elektrotechnik. Erläutert wird, dass die praktische Ausbildung a) in einem ausführenden Betrieb für Heizungsinstallationen oder b) in einem Ingenieurbüro stattfindet, ergänzt durch den Hinweis auf Praktika im Magazin, in der Werkstatt und auf der Baustelle. Schliesslich die Informationen zur Dauer der Ausbildung (4 J.), zur Option Berufsmaturität und zum eidg. Fähigkeitsausweis «Gebäudetechnikplaner/in Heizung EFZ».

www.toplehrstellen.ch