Aya Ramadan
Für Aya Ramadan hat der gewählte Beruf vielseitige Facetten: «Es braucht räumliches Vorstellungsvermögen, aber ebenso sollte man sich vor körperlicher Arbeit nicht scheuen.» (Fotos: Dominik Plüss)

Aya Ramadan ist im 4. Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Sanitärinstallateurin EFZ, im Mai stehen die Abschlussprüfungen an. Dann beginnt die 20-Jährige bereits die nächste Ausbildung: Im Sommer startet sie eine verkürzte Lehre zur Gebäudetechnikplanerin Sanitär EFZ. Ihr Ehrgeiz ist damit aber noch nicht gestillt.


Text: Béatrice Koch, Fotos: Dominik Plüss


Aya Ramadan kommt ein paar Minuten später zum Gespräch, das in der Werkstatt ihres Lehrbetriebs Meister Sanitär und Spenglerei AG in Muttenz (BL) stattfindet: Die Lernende im 4. Lehrjahr war schon früh am Morgen unterwegs auf Montage. Ihr Berufsbildner Dan Meister nutzt die Wartezeit, um seine Lehrtochter in höchsten Tönen zu loben: «Mit Aya gab es nie Probleme. Sie arbeitet sehr gut, es hat von Anfang an gepasst.»

Das ist nicht selbstverständlich: Wie viele Handwerkerbetriebe hat auch die Baselbieter Firma zunehmend Mühe, geeignete Nachwuchskräfte zu finden und – vor allem – im Betrieb zu halten. Dan Meister: «Wir können noch alle unsere Lehrstellen besetzen, auch, weil wir die Söhne von Mitbewerbern ausbilden dürfen. Sie kehren nach der Lehre aber in den elterlichen Betrieb zurück.» Gerne würde der Lehrmeister Aya Ramadan weiterbeschäftigen. Doch die junge Frau hat andere Pläne, wie sie im Gespräch erzählt.

Du stehst kurz vor dem Abschluss Deiner Lehre – war Sanitärinstallateurin schon immer Dein Traumberuf?

Aya Ramadan: Nein, in der Sekundarschule kannte ich diesen Beruf zunächst noch gar nicht. Eigentlich wollte ich Gebäudetechnikplanerin werden. Das heisst, das will ich immer noch: Im Sommer fange ich eine verkürzte Lehre zur Gebäudetechnikplanerin Sanitär EFZ an.

Warum dann der Umweg über die Montage?

Ich habe die Sekundarschule auf A-Niveau besucht; in Baselland entspricht das den allgemeinen Anforderungen. Obwohl ich gute Noten hatte, war es für mich schwierig, direkt eine Lehrstelle als Planerin zu bekommen. Ein Mitschüler von mir hatte bereits bei der Meister Sanitär AG eine Schnupperlehre gemacht. Da dachte ich mir, dass das ein Weg sein kann, um später doch noch in die Planung zu wechseln. Mit meinem Abschluss als Sanitärinstallateurin wird es mir möglich sein, eine zweijährige Zusatzlehre als Gebäudetechnikplanerin Sanitär EFZ in einem Planungsbüro zu absolvieren.

Im Planungsbüro darf ich an grossen, komplexen Projekten mitarbeiten, an die ein ausführender Betrieb nicht rankommt. Mit einem vollgepackten Rucksack an Erfahrungen kann ich wieder in einen ausführenden Betrieb zurückkehren. Mein Ziel ist es, anschliessend ein paar Jahre Berufserfahrung zu sammeln und dann die Meisterprüfung abzulegen.

Hast Du noch andere Berufe ausprobiert, bevor Du Dich für die Lehre entschieden hast?

Ja, ich habe in mehreren Betrieben geschnuppert, zum Beispiel in einer Kita. Am Abend war ich total erschöpft nach Hause gekommen, das war viel zu laut und hektisch für mich.

Warum hast Du Dich schliesslich für Deinen jetzigen Lehrbetrieb entschieden?

Ich habe mich im Team einfach sofort wohlgefühlt; die Mitarbeiter sind sehr nett. Das war mir wichtig, immerhin wusste ich, dass ich die nächsten vier Jahre mit ihnen zusammenarbeiten werde. Mir gefällt auch, dass wir von kleineren Sanierungen bis zum Neubau alles machen. Insgesamt wird viel von uns Lernenden verlangt. Aber wenn wir gut sind, übergibt man uns auch viel Verantwortung.

Du bist im Lehrbetrieb die einzige Frau, und auch auf der Baustelle sind noch immer nur vereinzelt Frauen anzutreffen. Welche Erfahrungen hast Du dabei gemacht?

Ich musste mir auf der Baustelle auch schon dumme Sprüche anhören. Aber das habe ich auch erwartet. Der Umgangston auf dem Bau ist manchmal forsch, aber mich stört das nicht. Ich mag es, wenn man sich ehrlich seine Meinung sagen kann.

Hast Du es schon erlebt, dass Dich männliche Handwerker nicht ernst nehmen, weil Du eine Frau bist?

Nein, diese Erfahrung habe ich noch nie gemacht. Es hat im Gegenteil auch Vorteile, eine Frau zu sein: Die Männer räumen zum Beispiel unaufgefordert ihre Arbeitsgeräte zur Seite oder helfen mir, schweres Material zu tragen. Ich habe in den vergangenen vier Jahren aber auch gelernt, mich durchzusetzen.

Wie empfindest Du das Arbeitsklima in Deinem Lehrbetrieb?

Hier habe ich nie negative Erfahrungen gemacht. Ich weiss auch, dass mich mein Lehrmeister immer schützen würde. Er hat zum Beispiel rasch eingegriffen, als es in der Berufsschule einmal Probleme mit einem Mitschüler gab. Aber meine Eltern hatten am Anfang tatsächlich Mühe mit meiner Berufswahl. Sie hätten es lieber gesehen, wenn ich einen typischen «Frauenberuf» wie Pflegefachfrau gewählt hätte. Es brauchte ziemlich viel Überzeugungsarbeit meines Lehrmeisters, damit ich die Lehre überhaupt starten durfte. Heute sind meine Eltern aber sehr stolz auf mich.

Was gefällt Dir denn besonders an Deinem Beruf?

Ich mag die körperliche Arbeit. Das war zu Beginn der Lehre anstrengend. Aber den ganzen Tag vor einem Computer zu sitzen, wäre nichts für mich, ich brauche Bewegung. Ich finde es auch schön, dass ich am Ende des Tages sehe, was ich gemacht habe. Am spannendsten finde ich die Arbeit in Neubauten, wenn wir sämtliche sanitären Anlagen und Leitungen neu installieren können.

Gibt es denn in Deinem Lehralltag etwas, das Dir nicht so gefällt?

Im Winter draussen zu arbeiten, finde ich nicht so toll. Ausserdem fallen mir gewisse intensive Arbeiten etwas schwerer, da ich kleiner und weniger kräftig als meine männlichen Kollegen bin. Schweres Material kann ich nicht tragen, das muss einer der Männer für mich erledigen.

Aya Ramadan
Aya Ramadan: «Meine Eltern hätten mich zuerst lieber in einem typischen «Frauenberuf» gesehen». Sanitärinstallateurin 4. Lehrjahr

Welche Fähigkeiten muss Deiner Meinung nach jemand mitbringen, der Sanitärinstallateur oder Sanitärinstallateurin werden möchte?

Es braucht sicher ein gewisses räumliches Vorstellungsvermögen und mathematisches Verständnis. Aber vor allem darf man nicht faul sein. Wenn du auf der Baustelle rumsitzt, bedeutet das, dass du deine Arbeit nicht erledigst. Wer also körperliche Arbeit oder dreckige Kleider nicht mag, ist in diesem Beruf sicher am falschen Ort.

Im Mai geht es in den Lehrabschluss – bist Du schon nervös?

Es hat mich lange nicht gestresst, aber seit ich den Terminplan gesehen habe, bin ich schon etwas nervös. Die Berufsschule ist mir immer leichtgefallen, ohne dass ich viel lernen musste. Aber die Lehrabschlussprüfung ist etwas ganz anderes. Es geht ja auch um viel. Ausserdem sind wir erst der zweite Jahrgang, der die vierjährige Lehre nach dem neuen Bildungsplan abschliesst. Das heisst, das Prüfungsverfahren wird immer noch angepasst. Das macht es schwieriger vorherzusagen, was uns erwartet. Aber ich tausche mich mit anderen intensiv aus und Probleme lösen wir gemeinsam. Und auf die praktische Prüfung kann ich mich im Betrieb gut vorbereiten.

Was würdest Du Jugendlichen raten, die noch nach einer Erstausbildung Ausschau halten?

Geht schnuppern! Nur so könnt Ihr sicher sein, dass Ihr die Ausbildung und den Lehrbetrieb wählt, die zu Euch passt. Das ist wichtig, denn eine falsche Entscheidung kostet Zeit.

Sanitärinstallateur/in EFZ

Kenntniserwerb

  • Montage von Trinkwasser-Versorgungsleitungen in Neu- und Umbauten.
  • Installation von Entsorgungsleitungen
  • Installation von Vorwandsystemen und sanitären Apparaten
  • Montage von Erdgasleitungen und Erdgas verbrauchenden Apparaten
  • Wartungs- und Servicearbeiten an sämtlichen sanitären Anlagen

Voraussetzungen

Wünschenswerte Eigenschaften für den Berufseinstieg: Handwerkliches Geschick, Freude am Arbeiten mit Metallen und Kunststoffen, gute körperliche Verfassung, Teamfähigkeit und Kollegialität, Selbständigkeit und Zuverlässigkeit, keine übermässige Empfindlichkeit gegen Hitze, Kälte und Lärm.

Als primäre Voraussetzung wird eine abgeschlossene Volksschule genannt.

Ausbildung allgemein
4 Jahre Grundbildung im Betrieb mit jeweils einem Tag Berufsschule pro Woche. Zertifikat nach absolviertem Qualifikationsverfahren: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis «Sanitärinstallateur/-in EFZ». Für Jugendliche mit guten bis sehr guten Schulleistungen besteht die Option, die Berufsmaturitätsschule zu besuchen - während oder nach der schulischen Grundbildung mit der Zusatzqualifikation «Berufsmaturität».

Ausbildungsschwerpunkte: Werkstoffe, Physik, Chemie, Informatik, Werkstoffkunde, Fachkunde, Fachrechnen, Fachzeichnen und Skizzieren, Sprache und Kommunikation, Allgemeinbildung, Sport.

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