Grosse Vielfalt in einem coolen Beruf
Kimi Blum und Nils Altherr machen bei der CTA AG eine Lehre als Kältesystem-Monteure. Sie machen keinen Hehl daraus, dass sie dem Beruf treu bleiben werden. Für beide ist es der Traumberuf und sie wissen, was ihnen der Beruf bietet. Abwechslung, Vielfältigkeit und eine Perspektive.
Text: Paolo D'Avino
Nils Altherr steht kurz vor seiner Lehrabschlussprüfung zum Kältesystem-Monteur. Er ist im vierten und letzten Lehrjahr und nächsten Sommer steht der entscheidende Moment an. Nils Altherr ist zuversichtlich und er bereitet sich schon jetzt im Februar intensiv darauf vor, wie er im Gespräch erzählt. Doch vorerst gilt seine ganze Aufmerksamkeit den zwei Kaltwasseranlagen, die er am Zentrum der Biomedizin der Universität Basel, in Betrieb nehmen darf. «Diese dienen der Prozesskühlung für die vielen Labore im Gebäude», betont der 19-Jährige, und erklärt fachmännisch, dass sie die alten Anlagen in einem vorgelagerten Prozess zurückgebaut und das Kältemittel fach- und umweltgerecht entsorgt hätten.
Von der Pike auf
Kimi Blum hingegen ist im zweiten Lehrjahr und das erste Mal ausserhalb des Lehrbetriebes in Münsingen (BE) auf Montage unterwegs. Ein wenig aufgeregt sei er schon, doch die Freude überwiegt, als er zu Wochenbeginn erfuhr, dass er Nils und den Service- und Projektleiter nach Basel begleiten dürfe. Er konnte es kaum erwarten, verrät er. «Im ersten Lehrjahr arbeiten wir Lernende Kälte-Monteure ausschliesslich in der betriebseigenen Werkstatt», sagt der 17-Jährige, wo er von der Pike auf lernt, eine Kaltwasseranlage zusammenzubauen, das Chassis und die Hauptkomponenten aufeinander abzustimmen, die Leitungen zu ziehen, die Anlagen zu löten und Druckgenauigkeit und Lecks der Anlage zu prüfen, bevor diese irgendwo in der Schweiz für die Prozesskälte eingesetzt werden.
Spezialanfertigungen in der Werkstatt
Bei Kimi Blum ist die Werkstatt also noch Berufsalltag. Nicht mehr lange. Nach rund anderthalb Jahren werden die Lernenden nach und nach für die Montage auf den Baustellen herangezogen. «Das hat bei uns System», erklärt Daniel Baumann, Leiter Kundendienst Klima / Kälte und bei der CTA AG verantwortlich für die Lernenden Kältesystem-Monteure. Der 54-Jährige ist ein erfahrener Mann, der sich seit Jahren weit über den eigenen Betrieb im Schweizerischer Verband für Kältetechnik (SVK) als Experte und Kommissionsmitglied für die Aus- und Weiterbildung der Kältefachleute engagiert. «Bei der CTA wird der grösste Teil der Kaltwasseranlagen und Wärmepumpen spezifisch nach Kundenanforderung gebaut.» Das sei ein Alleinstellungsmerkmal und eine strategische Ausrichtung des Unternehmens mit Hauptsitz im bernischen Münsingen, sagt Baumann. So haben die jungen Kältefachleute die Möglichkeit, beim Auf- und Zusammenbau dieser Anlagen in der betriebseigenen Werkstatt mitzuarbeiten. Für Baumann ein entscheidendes Puzzleteil in der Ausbildung von Kältesystem-Monteuren. Nur wenige Schweizer Lehrbetriebe bieten dies in dieser kombinierten Form an.
Kenntnisse über den Beruf hinaus
«Uns ist wichtig, den Lernenden das Verständnis und die Grundfertigkeiten von Kaltwasseranlagen zu vermitteln, die sie dann vor Ort in Betrieb nehmen, demontieren oder auch warten.» Dabei lernen die angehenden Kältefachleute die Rohre nach Planungsvorgaben zuzuschneiden, zu biegen, zusammenzustecken und mit Schutzgas zu löten. «Sie lernen auch Komponenten wie beispielsweise Druckventile fachgerecht zu ersetzen, und schon früh eignen sie sich den korrekten Umgang mit Kältemitteln und mit der damit zusammenhängenden Unfallverhütung an.» Oder sie lernen generell, Störungsbehebungen mit einer zielorientierten Arbeitsmethodik anzugehen. In der Praxis oftmals eine knifflige und zentrale Aufgabe, so Baumann, denn es brauche Kenntnisse über den Beruf hinaus. «Der Kältesystem-Monteur muss über viele Bereiche der Gebäudetechnik Bescheid wissen», betont Baumann und erklärt das so, dass eine Kaltwasseranlage, die mit Wasser betrieben wird, nur in der Schnittstelle zu anderen Gewerken einwandfrei funktioniert.
Fähigkeiten eines Allrounders
Um Störungen zu beheben, muss der Kältesystem-Monteur wissen, wo der Ursprung der Störung ist. Das kann beispielsweise im Ablauf der Sanitäranlagen, im hydraulischen System einer Heizung, in der Kühlung im Monoblock einer Lüftungsanlage, in einer Feinjustierung im Elektrotableau oder generell in der Thermodynamik sein. Die Aufzählung von Daniel Baumann ist lang und sie ist nicht abschliessend. Die Vielfalt von Sachkenntnissen machtden Beruf für Nils Altherr und Kimi Blum so reizvoll. Beide fühlen sich in ihrem Lehrbetrieb pudelwohl. Sie betonen es im Verlaufe des Gesprächs immer wieder, was ihnen am Beruf so gefällt. Es sind die Abwechslung, die Vielseitigkeit und die Eigenverantwortung. Kein Tag gleiche dem anderen, und keine Kälteanlage wiederum der anderen. Und sie wissen, dass Allrounder mit vielseitigen Fähigkeiten heute auf dem Markt sehr gefragt sind.
Unterwegs in der Schweiz
Für Nils Altherr und Kimi Blum unvorstellbar, immer am gleichen Ort arbeiten zu müssen. Sie lieben es, unterwegs zu sein, neue Herausforderungen anzugehen, immer wieder neue Personen und Orte kennenzulernen. «Ich lerne über meinen Beruf die Schweiz kennen», sagt Nils Altherr mit einem Schmunzeln im Gesicht. Der Auftrag im Biozentrum sei für ihn stellvertretend. «Wir nehmen hier zusammen mit dem Projektleiter zwei eigens konstruierte Wasserkälteanlagen in Betrieb, regulieren die Wassermenge und stellen die Vorlauf- und Rücklauftemperatur von konstant acht respektive 14 Grad sicher.» Falls eine ausfalle, diene die zweite als Backup. «Zur Absicherung», sagt Altherr. So lassen sich Folgeschäden in der Prozesskette verhindern. Und wir würden die Abwärme des Rücklaufes auffangen und diese zum Heizen nutzen, fügt Kimi Blum hinzu.
Elf Lernende
Im Umgang mit jungen Menschen sind für Daniel Baumann drei Punkte entscheidend. «Die Lernenden sollen sehr schnell Eigenverantwortung übernehmen», denn das sei das A und O im Beruf des Kälte-Monteurs oder -monteurin. «Deshalb binden wir sie schnell ins Team und die Prozesse mit ein. Sie sollen mitentscheiden können.» Dass das bei der CTA nicht zufällig geschieht, dafür sorgen rund 45 Mitarbeitenden, die sich direkt und indirekt um die Belange und die Ausbildung der Lernenden kümmern. «In der Kommission sind es zehn», sagt Baumann, etwa 35 Personen kämen in der Wissensvermittlung dazu. «Im Moment beschäftigen wir bei der CTA insgesamt 11 Lernende.» Davon sind sechs als Kältesystem-Monteure angestellt. Zwei bilden sich zum Logistiker aus und drei davon würden eine kaufmännische Ausbildung absolvieren, sagt Baumann. «Alle leisten einen wertvollen Betrag.»
Zweistufige Schnupperlehre
Zur CTA kamen Kimi Blum und Nils Altherr auf unterschiedlichem Weg. Nils über ein Projekt in der Schule. «Wir konnten mehrere Unternehmungen in der Region besuchen», sagt der Young Boys-Fan, was ihm Einblicke in verschiedene Branchen ermöglichte. Die CTA und die Vielseitigkeit des Berufes haben es Nils Altherr angetan. Weil auch sein Vater das Unternehmen in Münsingen über den grünen Klee lobte, hat er sich für eine Schnupperlehre beworben, bei der Bewerber:innen ein Zweistufen-Programm durchlaufen. «Im ersten zweitägigen Durchgang nehmen wir die jungen Menschen mit in den Service und in die Werkstatt», erklärt Baumann. Zeige der Schüler oder die Schülerin Interesse, dürfen sie sich für die zweite Schnupperlehre bewerben, bei der «wir in drei Tagen alle Bereiche des Kältesystem-Monteurs beleuchten.»
Eisblock mit Münzen
Heute im Rückblick gibt Nils Altherr zu, dass er in der Schnupperlehre nicht genau wusste, was auf ihn zukommen wird. «Das Arbeitsspektrum ist gross, und da von Anfang an einen Überblick zu haben, ist unmöglich.» Das habe ihn zu Lehrbeginn noch verunsichert. Davon ist heute nichts zu spüren. Kimi hingegen kam über die Berufsmesse BAM zur Lehre. Der Eisblock der CTA zog ihn in den Bann. «Wir konnten eingefrorene Münzen mit Strohhalmen aus dem Eisblock befreien.» Ob Kimi Blum eine Münze herausholen konnte und so sein erstes Geld bei der CTA verdiente, verrät er nicht. Das bleibt sein Geheimnis. Tatsache ist, dass er heute zum ersten Mal auf Montage ist. Zwei junge und motivierte Männer werden künftig für die nötige Coolness im Beruf sorgen, bei dem Allroundqualitäten gefragt sind. Menschliche wie fachliche.
Kältesystem-Monteur/-in EFZ
Ohne Kältetechnik keine Glace! Kühl- und Klimaanlagen finden wir in jedem Geschäft, im Computerraum, im Spital, in der Industrie und im Haushalt. Die vielseitige Aufgabe der Kältesystem-Monteure und der Kältesystem-Monteurinnen ist es, die Anlagen zu installieren, sie in Betrieb zu setzen und dafür zu sorgen, dass sie funktionieren. Oft sind sie als Helfer in der Not im Einsatz, beheben Störungen und reparieren Defekte. Oder sie arbeiten in der Werkstatt an der Herstellung von Kälte- und Wärmepumpensystemen. Dank viel technischem Verständnis, handwerklichem Geschick und einer gehörigen Portion Kreativität finden Kältesystem-Monteur/innen auch für knifflige Probleme eine gute Lösung. Dabei berücksichtigen sie die Kundenwünsche, aber auch ökologische und energietechnische Aspekte.
Fachunterricht
Alle Deutschschweizer Kältesystem-Monteur/innen besuchen pro Woche einen Tag den Fachunterricht an der gibb Berufsfachschule Bern. Für Lernende mit langem Schulweg sind spezielle E-Learning-Lösungen vorgesehen, um die Problematik zu entschärfen.
Informationen zur gibb und zum Schulbetrieb (Lehrplan, Stundenplan, Schulhausinfos etc.).
In Absprache mit dem Lehrbetrieb ist es möglich, an einem zusätzlichen Halbtag pro Woche die Berufsmaturitätsschule zu absolvieren. Diese Kurse kann man auch an einer Berufsschule in der Nähe des Wohnortes besuchen.
Überbetriebliche Kurse (ÜK)
Während den vier Jahren Lehrzeit besuchen Kältesystem-Monteur/innen insgesamt 6 überbetriebliche Kurse (üK) an der Schweizerischen Technischen Fachschule in Winterthur (STFW). In diesen praktischen Kursen unterrichten Profis aus der Praxis. Gelernt und geübt werden handwerkliche Grundfertigkeiten wie Löten und Komponentenmontagen. Weiter besuchen alle Lernenden spezielle Kurswochen zu den Themen Hydraulik, elektrotechnische Arbeiten und Anlageinbetriebsetzung. Während den überbetrieblichen Kursen übernachten die Lernenden mit weiten Schulwegen in den «Studentenzimmern» der STFW.
Perspektiven
Kälteberufe sind Zukunftsberufe. Fachleute sind rar und der Kältemarkt wächst. Pro Jahr schliessen in der Schweiz rund 100 Kältefachleute die Berufslehre ab. Kältespezialisten haben ausserordentlich gute Berufsaussichten. Die Unternehmen haben manchmal Mühe, alle Aufträge mit eigenem Personal rechtzeitig abzuwickeln. Kältesystem-Monteur/innen sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gesucht und verdienen überdurchschnittlich gut. Nicht selten übernehmen bereits junge engagierte Fachleute in den Betrieben Projekt- und Personalverantwortung und machen innerhalb des Unternehmens rasch Karriere.
Impressum
Textquelle: Paolo D'Avino
Bildquelle: Ethan Oelman
Bearbeitung durch: Redaktion Phase 5
Zusatz-Informationen: Schweiz. Verband für Kältetechnik (SVK)
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