Trotz Nervosität auf den Märkten: Der aktuelle durchschnittliche Gasspeicher-Füllstand in europäischen Ländern betrage inzwischen rund 80%; ein überdurchschnittlicher Wert für den Spätsommer. (Bild: iStock)

Erdgas – Hohe Preise trotz Massnahmen

Die Grosshandelspreise für Erdgas haben sich innert weniger Monaten um den Faktor 10 multipliziert. Trotz der Nervosität der Marktteilnehmer angesichts der Vorkommnisse rund um die Gaslieferungen aus Russland gibt es auch positive Signale Europas Gasspeicher sind schon fast zu 80% gefüllt. Und die Schweizer Gaswirtschaft hat sich schon beträchtliche Gasreserven sichern können.


Quelle: Verband der Schw. Gasindustrie, Bearbeitung Manuel Fischer


Seit Ausbruch des Ukrainekriegs vor einem halben Jahr schiessen die Preise an den europäischen Erdgas-Grosshandelsmärkten in die Höhe. Sie liegen (Notierungen vom 25. August 2022) zwischen 208 bis 294 Euro pro MWh. Vor dem Ausbruch des Krieges bewegten sich die Preise auf den genannten Marktplätzen auf 20 bis 30 Euro pro MWh. «Wir haben es mit rund einer Verzehnfachung der Preise auf ein Allzeithoch zu tun», sagt Thomas Hegglin, Mediensprecher des Verbandes der Schweizerischen Gasindustrie (VSG).

Kurzfristige Ankündigungen des russischen Gaslieferanten Gazprom, für drei Tage über die Ostseepipeline Nord Stream 1 die Gaszufuhr zu unterbrechen, führt zu nervösen Reaktionen auf den Märkten. Trotz der angespannten Lage bei der Beschaffung sei die mittelfristige Sicherung der Gasversorgung in Europa auf gutem Wege, so Hegglin. Der aktuelle durchschnittliche Gasspeicher-Füllstand in europäischen Ländern betrage inzwischen knapp 80%, bei den deutschen Gasspeichern liegt dieser Wert sogar über 80% .. Dazu Hegglin: «Für die jetzige Jahreszeit ist das ein guter Wert.»

Taskforce für Gasreserve

Im Hinblick auf die Versorgungssicherheit in der Schweiz arbeitete die Schweizer Gaswirtschaft in den vergangenen Monaten daran, eine Gasreserve für den kommenden Winter aufzubauen.

Der Bundesrat musste zu Beginn März die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, damit die Gaswirtschaft die Beschaffung für den kommenden Winter gemeinsam angehen konnte. Aufgrund des Kartellgesetzes und des fehlenden Gasversorgungsgesetzes waren der Gasversorgung hier in verschiedener Hinsicht die Hände gebunden. Der VSG bildete im Anschluss an den Bundesratsbeschluss eine Taskforce mit Vertretern der Gaswirtschaft sowie der Bundesbehörden und erarbeitete ein Konzept, wie die Gasreserve eingerichtet werden kann.

12 TWh gesichert

Das Konzept zur Stärkung der Gasversorgungssicherheit im Winter 2022/23 beinhaltet zwei
Massnahmen:

  • So sind 15 Prozent (rund 6 Terawattstunden /TWh) des inländischen Jahresverbrauchs (35 TWh) in
    Speicheranlagen in den Nachbarländern gelagert.
  • Im Weiteren stehen 20 Prozent (6 TWh) des Schweizer Winterverbrauchs in Frankreich, Deutschland, Italien und in den Niederlanden in Form von Optionen für zusätzliche Gaslieferungen zur Verfügung stehen und können bei Bedarf kurzfristig abgerufen werden.

Ein kritischer Punkt ist, dass das Erdgas in einer Mangellage auch tatsächlich in die Schweiz gelangt. Es sei deshalb unabdingbar, dass der Bund seine Bemühungen hochhält, zwischenstaatliche Vereinbarungen insbesondere mit Deutschland und Italien zu treffen, betonen die Vertreter der Gasindustrie.

Krisenintervention muss funktionieren

Die Schweizer Gaswirtschaft setzt ihre Bemühungen fort bestehende Abhängigkeiten von russischem Gas möglichst schnell reduzieren und die alternativen Bezugsmöglichkeiten breit abstützen.

Darüber hinaus hat der VSG vom Bund den Auftrag erhalten, eine Kriseninterventionsorganisation für die Gasversorgung (KIO) in ausserordentlichen Lagen aufzubauen.

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