Denis Bagavac: "Ich profitiere von der Weiterbildung zum Sanitär-Chefmonteur: Meine Arbeit wird definitiv interessanter und intensiver, meine Arbeitsweise zielorientierter." (Fotos: Ethan Oelman)

Der Lohn der Beharrlichkeit

Seine Berufswahl war eher zufällig als gezielt und seinem Cousin zu verdanken. Die Lehrstelle als Sanitärinstallateur hatte Denis Bagavac bereits im ersten Oberstufenjahr auf sicher. Wegen schulischer Schwierigkeiten von der EFZ- auf die EBA-Lehre herabgestuft und nach einem gescheiterten Versuch für einen EFZ-Abschluss, kam für Denis, damals 19 Jahr alt, erst einmal der Militärdienst. Im hintersten Walliser Chrachen sei er dann «aufgewacht». Unterdessen ist der heute 28-jährige Thurgauer, Chefmonteur Sanitär bei der Firma Steger AG in Aadorf.


Interview: Andreas Stettler, Fotos: Ethan Oelman


 

Denis begrüsst uns auf einer Baustelle in Winterthur. Es ist sein freier Tag, aber nicht nur seiner, denn sein Arbeitgeber hat letztes Jahr die Vier-Tage-Woche eingeführt. Wir sprechen mit ihm über seine Aus- und Weiterbildung und wie wichtig es ist, dranzubleiben. Über sein «Erwachen» im Militärdienst sagt er: «Keine Ahnung, was mit mir passiert ist. Ich wollte mehr. Merkte, dass man mehr aus seinem Leben machen kann.» Er bewarb sich für die Offiziersausbildung, blitzte jedoch ab, weil er eben keinen Lehrabschluss hatte. Immerhin konnte er als Unteroffizier erste Führungserfahrung sammeln und entdeckte das Erfolgserlebnis, wenn man gemeinsam ein Ziel erreicht und was es bedeutet, Verantwortung zu tragen.

Die Erfahrungen im Militärdienst beeinflussten deine beruflichen Laufbahn. Wie ging es danach weiter?

Denis Bagavac: Ich fand eine Temporärstelle in einem Kleinbetrieb, dessen Chef mir sogar ermöglichte, die EFZ-Lehre wieder aufzunehmen. Und dieses Mal bestand ich sie! Das motivierte mich, auch noch eine zweite Lehre als Heizungsmonteur zu machen. Ich heuerte wieder bei meinem ersten Arbeitgeber an und schaffte den zweiten EFZ-Abschluss auf Anhieb. Nun hatte ich ein EBA-Attest und zwei EFZ-Zeugnisse in der Tasche. Ich war 25 und sagte mir: Warum also nicht auch noch den Chefmonteur?

Also wieder die Schulbank drücken…

Ich erinnere mich noch ganz genau an den ersten Schultag an der STFW, als mir im Fachrechnen wieder klar wurde, wie schlecht ich eigentlich in der Schule war! (lacht) Ich hatte 18 Modulprüfungen vor mir, die ich bestehen musste, die Projektierung meines Erachtens die schwierigste. Gleichzeitig wechselte ich zur Steger Haustechnik AG in Aadorf, wo ich aktuell arbeite.

Und, hattest du Erfolg bei der Prüfung zum Chefmonteur?

Leider nein, mein erster Versuch 2022 hat nicht geklappt. Dann musste ich ein Jahr warten, bis ich erneut antreten durfte. Im Juli 2023 begann ich, mich wieder vorzubereiten. Das war nicht einfach, weil ich im Gegensatz zum ersten Mal viel Stoff wieder «aufwärmen», musste. Das hiess, sechs, manchmal sieben Tage die Woche arbeiten und lernen. Gleichzeitig profitierte ich aber von der praktischen Arbeit auf Grossbaustellen – mein erstes Projekt bei Steger war ein Neubau mit ca. 100 Wohnungen – und von der damit zusammenhängenden Vertiefung in die Normen. Ich hatte das gleiche Gefühl nach der Prüfung wie ein Jahr zuvor, also ein grundsätzlich gutes. Aber ich war ein gebranntes Kind und zeigte es nicht.

Auf welchem Weg hast du Bescheid erhalten?

Per Post. Das Besondere daran ist, dass ein eingeschriebener Brief, den man abholen muss, bedeutet, dass man durchgefallen ist. Meiner lag in meinem Briefkasten, schon mal ein gutes Zeichen. Trotzdem hatte ich mega Herzklopfen, als ich ihn öffnete. Ich musste nur die ersten paar Worte lesen, da fiel ich auf die Knie, noch vor der Haustüre! Ich rief sofort meine Eltern, meine Freundin an, ich hatte riesige Freude. Jetzt darf ich mich Chefmonteur mit eidgenössischem Fachausweis nennen.

Was wäre die nächste Weiterbildungsstufe?

Das wäre auf Neudeutsch der «Master», also die Meisterprüfung. Ich bin noch nicht sicher, ob ich das will. Ich habe das Gefühl, dass dann zu viel Büro-, zu viel administrative Arbeit kommt. Ich bin lieber auf der Baustelle und habe Einfluss darauf, wie etwas entsteht. Zudem ist mein Job vielseitig und verantwortungsvoll, z.B. wenn ich eine Vorwandinstallation zum Zumachen freigebe, auch wenn das in Absprache mit meinem Vorgesetzten und manchmal mit der Bauherrschaft erfolgt. Da musst du schon sicher sein, dass alles «verhebt».

Du hast dich für die Schweizerische Technische Fachschule STFW entschieden – Wie beurteilst du die Lehrpersonen und deren Unterstützung?

Sie waren alle auf einem hohen Niveau. Vor allem die Fachlehrer Projektieren und AVOR 1 und 2 waren sehr kompetent und haben den Stoff direkt und verständlich vermittelt. Der Lerneffekt war enorm. An gewisse Lehrpersonen konnten wir uns sogar ausserhalb der offiziellen Arbeitszeiten wenden.

Hast du ein Lieblingstätigkeit bzw. ein Lieblingsfach?

Ich finde, die Normen machen die Arbeit erst richtig interessant. Was viele vielleicht als einschränkend betrachten, ist für mich Anreiz, eine Installation nach allen Regeln der Kunst auszuführen. Während der Lehre «machte ich einfach», das Warum interessierte mich kaum. Mit der Zeit und vor allem in der schulischen Weiterbildung entdeckte ich, wie spannend und anspruchsvoll der Beruf des Sanitärinstallateurs und wie faszinierend das Thema «Wasser» wirklich ist. Mein Lieblingsfach in der Ausbildung zum Chefmonteur war das Projektieren. Da gehören die Leitungsführung und die Dimensionen dazu, das Druckdispositiv, die Ausstosszeiten, jede Armatur und jeder Apparat. Da kommt alles drin vor, was den Beruf ausmacht.

Wie profitierst du nun im Beruf von deiner Weiterbildung?

Meine Arbeit wird definitiv interessanter und intensiver, meine Arbeitsweise viel zielorientierter! Obwohl für mich nicht zentral, aber für jüngere Kolleg:innen sicher von Interesse, ist der Einfluss einer solchen Ausbildung auf den Lohn. Ich kann dazu nur eines sagen: Chefmonteur:innen sind gut bezahlt. Ein guter bauleitender Monteur kann unter Umständen mehr verdienen als ein Projektleiter im Büro.

Was würdest du jungen Menschen auf der Suche nach einem Beruf sagen?

Ich stelle immer wieder fest, dass die Leute ein falsches Bild vom Sanitärberuf haben, dass es «schmutzige» Arbeit sei. Dabei ist es ein sauberer Beruf. Und man nimmt auch fürs Privatleben viel mit, z.B. handwerkliches Geschick und die Möglichkeit, bei einem allfälligen Hauskauf auch Eigenleistung zu erbringen und so Geld zu sparen.

Wie beurteilst du die digitale Entwicklung?

Ich arbeite heute nur noch mit dem Tablet, erfasse meine Stundenrapporte damit, ziehe das Material aus und kommuniziere via OneNote mit den Projektleitern. Komplexe Unklarheiten klären wir jedoch per Telefon oder direkt auf dem Bau. Bei der komplett digitalen Planung und Vorfertigung bin ich etwas skeptisch und finde, dass sie bei Gebäuden mit vielen gleichen, repetitiven Situationen eher Sinn macht als bei komplexen, heterogenen Architekturen.

Was nimmst du mit aus deiner Berufskarriere, den Rückschlägen, deinen bisherigen Erfahrungen?

Ich bin erwachsener, reifer geworden. Und wenn du dann in der Schulbank sitzt, realisierst du, was es alles braucht. Mein Vater sagt immer, dann, wenn es am schwierigsten ist, wenn du am Tiefpunkt bist, musst du erst recht «a d’Säck». Meine anfänglichen Rückschläge bei den Prüfungen haben mich rückblickend gestärkt. Das ewige Drängen meines Vaters, ich solle lernen, lernen, lernen, nervte mich damals – heute gebe ich ihm natürlich recht. Meine Mutter, mein Vater und meine Freundin haben mich jeden Tag daran glauben lassen, dass man den Kopf nie hängen lassen darf – dafür danke ich ihnen!

Und, was kommt als Nächstes, Denis?

Ich werde mich erst einmal auf mein Privatleben fokussieren, vielleicht heiraten, irgendwann mal Kinder haben. Das ist letztendlich das Schönste und Wichtigste.

Chefmonteur/-in Sanitär

Chefmonteur/innen Sanitär sind direkte Ansprechpartner und Beratende für Endkunden, Architekten und die öffentliche Hand. In dieser Funktion führen sie eigene Projekte und die damit verbundenen Mitarbeitenden mit hoher Sozialkompetenz zum Erfolg. Sie sind fähig, verschiedene Kompetenzbereiche zu vernetzen und situationsgerecht einzusetzen. Mit dem Lehrgang und einer erfolgreich abgeschlossenen Prüfung erhalten Interessierte das Rüstzeug, um dieser Aufgabe voll und ganz gerecht zu werden.
Zur eidg. Abschlussprüfung wird zugelassen, wer a) über einen Fähigkeitszeugnis (EFZ) als Sanitärinstallateur/in und mind. 2 Jahre Berufspraxis in der Sanitärbranche nach der Lehre (zum Zeitpunkt der Abschlussprüfung) verfügt oder b) einen EFZ in verwandtem Beruf und mind. 4 Jahre Berufspraxis in der Sanitärbranche nach der Lehre (zum Zeitpunkt der Abschlussprüfung) vorweisen kann und c) über die erforderlichen Modulabschlüsse bzw. Gleichwertigkeitsbestätigungen verfügt. (Ziff. 3.31. Prüfungsordnung / Wegleitung über die Erteilung des eidg. Fachausweises als Chefmonteur/in Sanitär).
Das erfolgreiche Bestehen des Bildungsgangs berechtigt zum eidgenössischen Fachausweis. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung Chefmonteur/in Sanitär kann – anschliessend – die Ausbildung zum bzw. zur dipl. Sanitärmeister/in absolviert we

STFW – Schweizerische Technische Fachschule Winterthur

https://t1p.de/m6swh

Infoveranstaltung Chefmonteur/In Sanitär
Datum: 19. September 2024
Zeit: 18.30 - 20.00 Uhr
Ort: Schlosstalstrasse 95 - 139 8408 Winterthur
Preis: kostenlos

Start der Weiterbildung
Im Februar 2025
 
Weiterführende Fortbildung zum/zur SanitärmeisterIn
Startdatum: 5. April 2024

Tel. 056 260 28 00
E-Mail: info@stfw.ch

 

BBZH – Baugewerbliche Berufsschule Zürich
www.bbzh.ch/weiterbildung/

Berufsfachschule Bern GIBB
https://gibb.ch/weiterbildung

Suissetec Campus Lostorf
https://t1p.de/vcmv3

iwb – Höhere Fachschule Südostschweiz
https://t1p.de/popv6

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