Matthias Steiner, Sanitärinstallateur im 4. Lehrjahr: "Es war eine grosse Umstellung vom coronabedingten Homeschooling in die Berufslehre. Die ersten Wochen waren hart." (Fotos: Leo Boesinger)

«Den Lehrvertrag unterschrieb ich 2 Jahre im Voraus»

In der letzten Ausgabe von «Phase 5» stellten wir Luk Vogelsang vor, der sich in der Zwischenzeit für die Berufsweltmeisterschaften in Lyon qualifizieren konnte. Sein Kollege, mit dem er die Team- und Schweizermeisterschaften der Gebäudetechnik an der Olma gewonnen hat, ist der angehende Sanitärinstallateur Matthias Steiner. Der 18-Jährige erzählt, was ihn an seinem Beruf fasziniert.


Interview: Bettina Hägeli, Fotos: Leo Boesinger


 

Wie kam es, dass Du und Luk Vogelsang für die Team- und Schweizermeisterschaften der Gebäudetechnik ins gleiche Team kamen?

Matthias Steiner: Luk und ich hatten uns separat angemeldet und uns erst am Vorbereitungstag im Suissetec-ÜK-Zentrum kennengelernt. Dort sind wir ins gleiche Team gelost worden. Es hat prima gepasst: Wir haben uns während der Meisterschaften erfolgreich ergänzt.

Was hat Dich motiviert, an den Schweizermeisterschaften mitzumachen, und was gefiel Dir besonders?

Ich mag das Gefühl, in einem Wettkampf zu stehen. Ein Berufsschulkollege hat mir von den Schweizermeisterschaften erzählt und mich motiviert, mitzumachen. Die Stimmung mit den Zuschauenden war grossartig. Die Zusammenarbeit im Team hat gut funktioniert, auch wenn wir uns erst einen Tag lang kannten. Da die Zeit für meinen Aufgabenbereich gut gereicht hat, habe ich am zweiten Tag dem Dritten in unserem Team, dem Spengler, geholfen. Denn seine Arbeiten sind meist abschliessend und können darum erst zum Schluss erfolgen.

Drehen wir die Zeit zurück: Was hat Dich für eine Berufslehre als Sanitärinstallateur begeistert?

Als die Berufswahl anstand, haben wir bei uns zuhause einen neuen Boiler gebraucht. Es waren damals gerade Sommerferien und ich bot dem Handwerker an, zu helfen. Das war eine derart gute Erfahrung, dass ich in den folgenden Herbstferien bei dieser Firma schnuppern ging. Nach einer zweiten Schnupperlehre in einer anderen Sanitärfirma unterschrieb ich den Lehrvertrag bei der ersten Firma schon zwei Jahre vor Antritt der Lehre.

Kamen auch andere Berufe in Frage?

Eigentlich wollte ich immer Koch werden. Bei einem Zukunftstag der Schule konnte ich diesen Traumberuf austesten – in der Praxis gefiel er mir aber gar nicht. Ich hatte auch Elektriker oder einen Beruf in einer Metallbaufirma in Erwägung gezogen und ausprobiert.

Wann startete die Lehre?

Nach der obligatorischen Schulzeit. Doch schon in der neunten Klasse durften wir jeden Dienstag im zukünftigen Lehrbetrieb arbeiten gehen, eine Art Vorlehre. Das war nicht nur eine willkommene Abwechslung zur Schule, sondern machte mir auch viel Spass. Durch dieses Angebot hatte ich einen beträchtlichen Vorsprung bei Lehrbeginn.

Welche Fähigkeiten waren Dir in der Berufslehre nützlich?

Von klein auf nahm ich in der Werkstatt bei uns zuhause Geräte auseinander und baute sie wieder zusammen. Ich bin handwerklich geschickt und konnte schon vor der Lehre mit Werkzeugen umgehen. Ausserdem habe ich ein gutes Vorstellungsvermögen.

Welche neuen Fertigkeiten mussten Du Dir zuerst erarbeiten?

In der Berufsschule musste ich mich ins Planzeichnen reinknien, das war für mich neu und brauchte Zeit. Mittlerweile habe ich das im Griff.

Gibt es Weiterbildungspläne?

Ich bleibe auf jeden Fall auf meinem Beruf. Nach einem halben Jahr Rekrutenschule habe ich vor, die Ausbildung zum Chefmonteur und anschliessend eventuell den Meisterkurs zu absolvieren.

Wie geht es unmittelbar nach der Berufslehre weiter?

Ich habe eine mündliche Zusage für eine neue Stelle. Da wir in meinem jetzigen Betrieb hauptsächlich Umbauten machen, suchte ich nach einer Firma, in der mehrheitlich Neubauten geplant und ausgeführt werden. Mir ist mit Nachdruck empfohlen worden, nach der Lehre, den Arbeitgeber zu wechseln, um eine neue Firma in einer neuen Region und ein neues Team kennenzulernen. Das wird bestimmt meinen beruflichen Horizont erweitern.

Wie beurteilest Du rückblickend Deine Berufswahl?

Am Anfang hatte ich meine Zweifel, denn es war eine grosse Umstellung vom coronabedingten Homeschooling in die Lehre. Die ersten Wochen waren hart. Aber nachdem ich mich an den Berufsalltag gewöhnt hatte, gefiel mir die Arbeit gut. Ich darf mich jeden Tag einer neuen Herausforderung stellen und selbst eine ideale Lösung für eine Umsetzung finden. Dafür brauche ich Kreativität und handwerkliches Geschick. Und am Abend habe ich ein Produkt vor mir, das ich gemacht habe. Das gefällt und entspricht mir.

Was ist Jugendlichen zu empfehlen, die jetzt in der Phase der Berufswahl sind?

Die Wahl ist wichtig. Man muss die Arbeit gern machen und sollte sich bei der Entscheidung nicht von den Kollegen beeinflussen lassen. Es hilft, den Beruf vorgängig in mehr als einer Firma zu schnuppern. Denn es soll nicht nur ein stimmiges Firmenteam zur Berufswahl anspornen; noch wichtiger als eine gute Arbeitsatmosphäre ist die Arbeit selbst, die gefallen sollte.

Sanitärinstallateur/in EFZ

Kenntniserwerb

  • Montage von Trinkwasser-Versorgungsleitungen in Neu- und Umbauten.
  • Installation von Entsorgungsleitungen
  • Installation von Vorwandsystemen und sanitären Apparaten
  • Montage von Erdgasleitungen und Erdgas verbrauchenden Apparaten
  • Wartungs- und Servicearbeiten an sämtlichen sanitären Anlagen

Ansprache

Aktuelle Berufsbildungs-Kampagnen legen den Schwerpunkt auf die vielfältigen und attraktiven Perspektiven im Berufsbild.
Wünschenswerte Eigenschaften für den Berufseinstieg: Handwerkliches Geschick, Freude am Arbeiten mit Metallen und Kunststoffen, gute körperliche Verfassung, Teamfähigkeit und Kollegialität, Selbständigkeit und Zuverlässigkeit, keine übermässige Empfindlichkeit gegen Hitze, Kälte und Lärm.
Als primäre Voraussetzung wird eine abgeschlossene Volksschule genannt.

Ausbildung allgemein

4 Jahre Grundbildung im Betrieb mit jeweils einem Tag Berufsschule pro Woche. Zertifikat nach absolviertem Qualifikationsverfahren: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis «Sanitärinstallateur/-in EFZ». Für Jugendliche mit guten bis sehr guten Schulleistungen besteht die Option, die Berufsmaturitätsschule zu besuchen - während oder nach der schulischen Grundbildung mit der Zusatzqualifikation «Berufsmaturität».

Ausbildungsschwerpunkte: Werkstoffe, Physik, Chemie, Informatik, Werkstoffkunde, Fachkunde, Fachrechnen, Fachzeichnen und Skizzieren, Sprache und Kommunikation, Allgemeinbildung, Sport.

www.toplehrstellen.ch

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